Zwangsstörungen gehören zu den psychischen Erkrankungen. Die Betroffenen leiden unter Zwangsgedanken, die mit psychischen Belastungen einhergehen. Sie müssen unbewusst Zwangshandlungen durchführen, beispielsweise ein ständiges Waschen der Hände. Doch wo liegen die Ursachen der psychischen Störung, wie verlaufen sie, wie können sie erkannt und was kann dagegen getan werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der folgende Ratgeber.
Was sind Zwangsstörungen genau?
Menschen mit Zwangsstörungen führen aus zwanghaften Gründen immer wieder gleiche Rituale und Handlungen aus oder sie werden ständig von irgendwelchen beunruhigenden Gedanken geplagt. Sie bekommen ihr Denken und Handeln, obwohl sie oftmals erkennen und einsehen, dass die Handlungen oder Ängste irrational sind, nicht in den Griff. Sie können es nicht abschalten, da allein beim Versuch direkt Unruhe und Ängste sowie ein innerer Druck entstehen, dem sie nicht standhalten und so werden die Zwangshandlungen immer wieder ausgeführt.
Wie äußern sich Zwangsstörungen?
Viele Menschen sind davon betroffen, wobei die Dunkelziffer nicht zu unterschätzen ist. Für beide Geschlechter ist das Risiko gleich hoch. Bei Männern sind es häufiger Kontrollzwänge, während Frauen eher unter Wasch- oder Putzzwängen leiden. Die Betroffenen können sich gegen die zwanghaften Handlungen nicht wehren. Sie werden so oft wiederholt, dass sie den eigenen Alltagsablauf häufig beeinträchtigen. Die Zwangsstörung wird einerseits als unsinnig empfunden, doch andererseits scheitert jeder Versuch des Betroffenen, sich dagegen zu wehren. Ganz im Gegenteil: Dies löst nur noch mehr Angst oder Anspannung aus. Erst, wenn den Zwängen nachgegeben und das Ritual ausgeführt wird, lässt der Druck nach. Es ist wie eine Art Befreiung. Bei der Mehrzahl der Betroffenen wird die Störung chronisch, wobei sie sich mal mehr oder mal weniger stark zeigt. Daneben treten oftmals noch weitere psychische Störungen auf, beispielsweise Angst- oder Panikstörungen, Essstörungen, Schlafstörungen, eine Alkoholabhängigkeit oder Depressionen. Mehr als 65 Prozent der Zwangskranken haben im Laufe ihres Lebens mindestens eine depressive Phase.
Verschiedene Formen der Zwangsstörungen:
- Waschzwang
- Kontrollzwang
- Ordnungszwang
- rituelle Handlung
- zwanghafte Befürchtung
Beispiele für Zwangsstörungen:
- Beim Waschzwang wird ständig der Zwang verspürt, sich die Hände zu waschen oder die Zähne zu putzen.
- Beim Kontrollzwang wird ständig überprüft, ob der Herd oder das Licht ausgeschaltet oder die Türen abgeschlossen sind.
- Dann gibt es noch den Ordnungszwang, bei dem Betroffene beispielsweise Dinge nach Farben ordnen.
- Beim Putzzwang wird mehrfach täglich gewischt und desinfiziert.
- Bei der körperlichen Zwangsbefürchtung tritt die zwanghafte Befürchtung auf, dass die eigene oder die Gesundheit der Angehörigen gefährdet sein könnte.
- Andere leiden unter der zwanghaften Vorstellung, dass sie eine Gewalttat oder unerwünschte sexuelle Handlung begehen müssen.
Je nach Zwangssymptome kann sie körperliche Symptome auslösen: Wer sich beispielsweise ständig zwanghaft wäscht, riskiert große Hautprobleme. In der Tat drehen sich die Zwangsgedanken am häufigsten um eine Verunreinigung, beispielsweise beim zwanghaften Gedanken, sich beim Kontakt mit Gegenständen oder Personen zu beschmutzen oder sich mit Krankheitserregern zu infizieren. Dies geht oftmals mit Angst und Ekel einher.
Was sind die Ursachen für Zwangsstörungen?
Die Ursache zu ermitteln, ist nicht so einfach. Sie kann im psychischen oder körperlichen Bereich liegen. Forscher vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenwirken. Es gibt eine genetische Veranlagung. Je näher der Betroffene mit einem zwangskranken Menschen verwandt ist, desto höher ist sein Risiko, ebenfalls eine Zwangsstörung zu entwickeln. Zudem soll die Erziehung eine Rolle spielen: Wenn Eltern ihr Kind stark kontrollieren oder einen Zwang vorleben, ist das Risiko größer. Viele Menschen mit einer Zwangserkrankung holen sich erst spät professionelle Hilfe. Im Durchschnitt ist es nach mehr als 7 Jahren. Die Symptome haben dann bereits ein schwer erträgliches Ausmaß angenommen und die Betroffenen haben erkannt, dass sie ihre Zwangsstörungen nicht allein in den Griff bekommen.
Was kann gegen die Zwangsstörungen gemacht werden?
Mit der Zeit tritt, ähnlich wie bei Suchterkrankungen, eine Art Gewöhnungseffekt ein. Daher ist es so wichtig, möglichst früh dagegen zu steuern. Da die Zwangsstörungen oft als Macken belächelt werden und das Umfeld verständnislos reagiert, verdrängen viele Betroffene ihr Problem. Sie entwickeln Kontrollmechanismen. Schlimmstenfalls leben sie in einer sozialen Isolation, aus Angst, als verrückt abgestempelt zu werden. Doch es ist wichtig, sich Hilfe zu holen, wenn man die Zwangshandlungen oder –gedanken nicht allein ablegen kann.
Psychotherapie und Medikamente
Zwangsstörungen können mittels Psychotherapie oder medikamentös behandelt werden. Der Patient wird mit der Situation oder den Gedanken, die er als unangenehm empfindet, konfrontiert (Konfrontationstherapie) und soll auf diese Weise lernen, sie auszuhalten, ohne wie üblich die Zwangshandlung auszuführen, bei einem Waschzwang beispielsweise die Türklinken zu berühren und den darauf folgenden Waschzwang zu unterlassen und die aufkommenden Gefühle zuzulassen. Dadurch sollen die mit den Zwangshandlungen verbundenen negativen Gefühle beseitigt werden. Zudem bildet das Gehirn nicht genügend Serotonin. Bestimmte Psychopharmaka (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) können daher die Zwänge verringern.
Aktive Mithilfe
Es ist zudem sehr wichtig, mitzuhelfen, die Zwänge abzulegen. Kann der Betroffene eine Zwangshandlung immer wieder ausführen, fühlt er sich anschließend besser. Dadurch, dass die Handlung aber immer wieder ausgeführt wird, wird nur der Teufelskreis verstärkt, denn die Störung selber wird aufrechterhalten. Deshalb kommt es darauf an, zu versuchen, dem Zwang nicht nachzugeben, sondern die Zwangsgedanken zu unterdrücken oder zu ertragen.
Stressabbau
Zudem sollte Stress verringert oder abgebaut werden, da eine starke seelische Belastung Zwänge auslösen oder verschlimmern kann.
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Fazit
Zwangsstörungen belasten den Betroffenen sehr. Sie versuchen meistens vergeblich, die zwanghaften Vorstellungen zu unterdrücken und fühlen sich ihnen letztendlich hilflos ausgeliefert. Die Gedanken oder Handlungen sind halt ein Zwang. Das Gehirn gibt ständig Alarm. Diese fehlerhaften Meldungen vermitteln immer wieder, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Die Zwangskranken versuchen, sich dagegen zu wehren. Doch die Gedanken oder Handlungen zu unterlassen, kostet eine Menge Kraft und vergrößert die Anspannung und Angst nur noch. Es ist sehr wichtig, möglichst frühzeitig dagegen zu steuern, damit sich die Störung nicht manifestiert. Die Diagnose stellt meistens ein Psychotherapeut oder Psychiater. Als Therapieform wird meistens eine Verhaltenstherapie gewählt. Auch Medikamente können zum Einsatz kommen. Oftmals werden die beiden Verfahren kombiniert. Die Therapie der Zwangsstörung kann äußerst langwierig sein, denn Zwangsstörungen sind schwierig zu behandelnde psychische Erkrankungen. Desto früher die Behandlung erfolgt, umso besser sind die Erfolgsaussichten.
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