Wenn das sehnsüchtig erwartete Baby nach neun Monaten endlich gesund das Licht der Welt erblickt, sind die frischgebackenen Eltern überglücklich. Doch leider fällt es einigen Müttern trotz der Liebe zu ihrem Kind schwer, sich mit der veränderten Situation zu arrangieren. Die Rede ist von der Wochenbettdepression. Doch nicht nur Mütter, sondern auch Väter können davon betroffen sein. Circa 15 Prozent der Mütter und 4 Prozent der Väter leiden darunter. Wie es dazu kommt, welche Auswirkungen es haben kann, mit welchen Symptomen und Gefühlen es einhergeht und was dagegen getan werden kann, wird im folgenden Ratgeber erläutert.
Wie kommt es zur Wochenbettdepression (postpartale Depression)?
Es gibt verschiedene Arten der Depression. Eine davon ist die Wochenbettdepression. Der Körper macht nach der Geburt einige Veränderungen durch. Die Anstrengungen sind für den Körper und die Seele der Mutter, aber auch der Väter eine große Belastung. Mit der Geburt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, denn für die Eltern verändern sich der Rhythmus, die Aufgaben und Rollenbilder komplett.
Hierfür sind extreme Anpassungsleistungen erforderlich. An solchen Wendepunkten im Leben sind viele Menschen für Krisen sehr anfällig. Dazu kommen die großen Erwartungen aus dem Umfeld: Die Eltern sollen die glücklichsten Menschen der Welt sein und von Anfang an alles richtig machen. Dieser Druck von außen und die genannten weiteren Faktoren verursachen bei manchen Müttern eine Wochenbettdepression.
Dies ist bekannt, doch was wenige wissen, auch Väter können davon betroffen sein und unter ähnlichen Symptomen leiden. Der Zustand kann von einer leichten Niedergeschlagenheit, aber auch bis hin zur schwerwiegenden Depression reichen. Väter können die Wochenbettdepression als Folge der Wochenbettdepression der Mutter oder unabhängig davon entwickeln.
Weitere Faktoren, die das Entstehen einer Wochenbettdepression fördern, sind beispielsweise:
- Probleme innerhalb der Beziehung
- belastende Lebenssituationen
- finanzielle Schwierigkeiten
- soziale Isolation
- traumatisches Geburtserlebnis, das sowohl Mutter als auch Vater betreffen kann
Wie äußert sich eine Wochenbettdepression?
Statt von Liebe, Glücksgefühlen und Freude erfüllt zu sein, sind Betroffene ausgelaugt und sehr traurig. Im besten Fall ist der sogenannte Babyblues nach ein paar Tagen vorbei, um das Leben mit dem Baby in vollen Zügen genießen zu können. Doch leider ist dem nicht immer so und der Zustand hält an. Bei mehr als 14 Tagen kann eine Wochenbettdepression vorliegen.
Die beiden Begriffe Wochenbettdepression und Baby-Blues sollten daher nicht verwechselt werden. Die getrübte Stimmung beim Baby-Blues geht meist nach wenigen Tagen vorbei, während die Wochenbettdepressionen deutlich schwerer verläuft und länger anhält. Der Übergang vom Baby-Blues zur ernsthaften Wochenbettdepression kann fließend sein.
Doch auch Wochen später kann eine Wochenbettdepression auftreten, unabhängig des Baby-Blues. Ein erhöhtes Risiko für eine Depression liegt bis sechs Monate nach der Geburt vor, zum Teil sogar bis zu zwei Jahre nach der Entbindung. In 70 Prozent der Fälle beginnt sie jedoch ein bis zwei Wochen nach der Geburt. Die Symptome ähneln den Symptomen einer gewöhnlichen Depression außerhalb der Schwangerschaft. Dazu gehören:
- Niedergeschlagenheit
- Antriebslosigkeit
- Traurigkeit und Weinen
- sich nicht über Dinge freuen können
- Schlafstörungen und Müdigkeit
- Essstörungen
- inneres Leeregefühl
- Hoffnungslosigkeit
- soziale Abschirmung
- zwiespältige Gefühle bis hin zur Teilnahmslosigkeit dem Kind gegenüber
Viele Mütter oder Väter mit einer Wochenbettdepression versorgen das Kind zwar, aber ohne persönlichen Bezug, eher wie eine Puppe. Die Symptome können sogar bis hin zu Suizidgedanken gehen und dürfen daher keinesfalls ignoriert werden, nach der Devise: „Das geht schon wieder vorbei.“ Die Seele und Gefühlswelt sind schlichtweg aus dem Gleichgewicht geraten. Das darf nicht unterschätzt werden.
Die möglichen Folgen einer Wochenbettdepression
Von der Wochenbettdepression, der psychischen Erkrankung, kann sowohl für das Kind als auch die Mutter oder den Vater eine ernsthafte Gefahr ausgehen, denn es kann in schweren Fällen zu Suizid- und sogar Tötungsgedanken kommen. Das Risiko besteht darin, dass die Problematik häufig viel zu spät oder manchmal sogar auch gar nicht erkannt wird.
Bei einer ausgeprägten Wochenbettdepression ist oft eine ambulante oder sogar stationäre psychotherapeutische Behandlung erforderlich. Es ist meist ein schleichender Beginn, der oft unterschätzt und von den Betroffenen und Angehörigen häufig erst spät erkannt wird. Daher sollte nicht nur bei den Müttern, sondern auch bei den Vätern verstärkt auf Anzeichen der Wochenbettdepression geachtet werden, um gravierende Folgen zu verhindern.
Doch für Außenstehende ist eine Wochenbettdepression oftmals schwer zu erkennen, da Betroffene sich große Mühe geben, die Fassade der glücklichen Mutter oder des glücklichen Vaters aufrechtzuerhalten. Mutter und Vater sollten über ihre Ängste und Emotionen sprechen und sich somit den Kummer von der Seele reden. Wer merkt, dass es ihm nicht gelingt, allein aus dem „Loch“ zu kommen, muss sich ärztliche Hilfe holen. Bleibt eine Behandlung aus, können die Symptome der Wochenbettdepression chronisch werden.
Fazit
Die Ursachen einer Wochenbettdepression sind vielfältig und nicht gänzlich geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass es sich um eine Belastungsreaktion handelt. Ein Kind verändert die Lebensumstände immerhin sehr stark, sodass Ängste und Sorgen natürliche Begleiter bei den frisch gebackenen Eltern sind. Dies begünstigt eine Depression, was umso mehr gilt, wenn das soziale Umfeld nicht stabil ist, beispielsweise durch Probleme in der Beziehung oder im Beruf.
Dies ist eine zusätzliche große Belastung, was das Risiko für eine Wochenbettdepression erhöht. Ganz gleich, was der Auslöser ist, es ist wichtig, die Anzeichen zu erkennen. Die seelische Erkrankung nach der Geburt ist meistens völlig heilbar. Es ist jedoch wichtig, sich früh genug professionelle Hilfe zu holen. Bei einer Wochenbettdepression helfen die gleichen Medikamente wie bei einer gewöhnlichen Depression (Mittel aus der Gruppe der Antidepressiva).
Weitere Informationen:
Sowohl zur Wochenbettdepression als auch zur „allgemeinen Depression“ gibt einige neuere Forschungsergebnisse, die nicht unerwähnt bleiben sollten, da sie vielleicht für den einen oder anderen einen Ausweg aus der Misere bedeuten
Bei Interesse gerne mehr.
LG