Bei Toxoplasma gondii handelt es sich um einen einzelligen Parasiten, der eine der am häufigsten auftretenden Infektionskrankheiten verursacht: Die Rede ist von der Toxoplasmose, die Vögel und Säugetiere befällt und somit auch uns Menschen. Der Parasit steht im Verdacht, dass er psychiatrische Erkrankungen auslösen kann, denn Forscher haben nachgewiesen, dass er sich auf die Signalverarbeitung innerhalb des Gehirns negativ auswirken kann. Toxoplasmose ist zudem der häufigste Auslöser einer infektiösen Netzhautentzündung. Unbehandelt kann sie zur Erblindung führen. Bei Schwangeren, Menschen mit einer Immunschwäche, beispielsweise bei AIDS, kann die Toxoplasmose schwere Folgen haben.
Toxoplasma gondii – was sind die Symptome?
Nahezu jeder zweite Erwachsene infiziert sich im Laufe seines Lebens mit der Infektionskrankheit. Bei den über 50-Jährigen sollen es sogar 70 Prozent sein, die mit dem Erreger infiziert sind. Oftmals geschieht die Infizierung unbemerkt, da die Ansteckung meist ohne schwerwiegende Symptome und eher unauffällig verläuft: Zu den kurzzeitigen Erkältungsanzeichen gehören:
- Schüttelfrost
- mäßiges Fieber
- Gliederschmerzen
- leichte Lymphknotenschwellungen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
Toxoplasma gondii wird daher anfangs meist für eine Grippe gehalten. Der Parasit dringt in den Körper ein und setzt sich im Gehirn und in der Muskulatur fest. Doch wie gelingt es dem Erreger, aus dem Darm in das Gehirn zu gelangen? Der Parasit dringt in dendritische Zellen ein, die zum Immunsystem gehören. Mit ihrer Hilfe kann er aus dem Darm unerkannt in das Gehirn kommen. Er ist zwar nicht in der Lage, sich im Körper fortzupflanzen, doch er vermehrt sich in der Form von Pseudozysten.
Sind die Toxoplasma gondii-Erreger einmal im Körper, verbleiben sie dort ein Leben lang. Das eigene Immunsystem entscheidet darüber, Ob und wie er sich gegen die Parasiten wehren kann. Doch bei einem starken Immunsystem bildet er Antikörper. Diese schützen den Betroffenen für den Rest des Lebens vor einer erneuten Auseinandersetzung mit den Parasiten. In der Regel können nicht alle Erreger besiegt werden. Sie kapseln sich ab und fristen weiterhin ihr Dasein im Körper. Doch das Immunsystem ist alarmiert und wacht. Anders kann es bei geschwächten Abwehrkräften aussehen. Forscher vermuten, dass der Erreger den Charakter und das Verhalten beeinflusst:
- Stimmungsschwankungen
- Aggressionen
- Leichtsinnigkeit
- Jähzorn
- Wahnvorstellungen
können Anzeichen sein und führen Betroffene oft zum Psychologen. Viele ahnen es nicht, dass hinter dem auffälligen Verhalten oder psychischen Erkrankungen eine Infektion mit dem Parasiten Toxoplasma gondii stecken kann. Derzeit versuchen die Forscher jedoch noch zu ermitteln, ob die Veränderungen der Persönlichkeit allein auf den Parasiten zurückzuführen sind, entsprechende Anlagen bereits im Vorfeld bestanden oder ob noch weitere Ursachen eine Rolle spielen. Die Toxoplasmose-Infektion kann im Gehirn ein Risikofaktor für verschiedene neuropsychische Erkrankungen sein, beispielsweise:
- Depressionen
- Schizophrenie
- Autismus
Bei Schizophrenie-Patienten mit einer Infektion konnte in Teilbereichen auch ein Substanzverlust im Gehirn beobachtet werden. Der Transmitterstoffwechsel wird durch die Einzeller ebenso beeinflusst. Laut Untersuchungen sollen drei von vier Schizophrenie-Erkrankten den Parasiten in sich tragen.
Wie wird Toxoplasma gondii übertragen?
Der Parasit ist auf allen Kontinenten vertreten. Er wurde bislang in circa 300 Säugetier- und 60 Vogelarten nachgewiesen. Katzen sind häufige Wirte. Nach der Vermehrung scheiden sie im Darm die Parasiteneier über den Kot aus.
Hinweis für Katzenbesitzer:
Katzenbesitzer sollten sich jedoch keine großen Sorgen machen, da reine Hauskatzen den Parasiten nicht tragen. Die Freigänger sind lediglich rund drei Wochen ihres Lebens potentiell infektiös, wenn sie angefangen haben zu jagen und hierbei mit Nagern in Kontakt gekommen sind, die infiziert sind. Die wichtigsten Überträger sind insbesondere Jungkatzen. Vermehrtes Händewaschen ist sehr wichtig. Katzen sollten ebenso nicht mit rohem Fleisch gefüttert werden.
Schweine, Schafe oder andere Tiere werden ebenso oft Zwischenwirt für den Parasiten. Der Mensch infiziert sich beispielsweise durch den Verzehr eines Fleisches infizierter Tiere. Ein kontaminiertes Schwein kann 300 Menschen infizieren. Auch rohes und nicht durchgegartes Fleisch oder Rohfleischerzeugnisse wie Hackepeter können den Parasiten enthalten. Das Gleiche gilt für ungewaschenes, rohes Obst und Gemüse.
Die Durchseuchungsrate ist in Ländern wie Deutschland und Österreich mit hohem Fleischverzehr mit rund 50 Prozent sehr hoch. In den Niederlanden hingegen sind es lediglich 25 Prozent und in den Vereinigten Staaten, wo nur selten rohes Schweinefleisch gegessen wird, sogar nur neun Prozent. In den Darmepithelzellen findet nach der Aufnahme der Erreger durch den Verzehr der infizierten Beute die Vermehrung der Parasiten statt.
Von der Existenz erfahren viele Menschen erst während der Schwangerschaft, da der Toxoplasmose-Test zu den Routineuntersuchungen zählt. Gefährlich wird der weltweit verbreitete Erreger gewöhnlich erst dann, wenn sich die werdende Mutter erst nach der Empfängnis mit dem Erreger infiziert. Dann kann der Parasit auf das ungeborene Baby übergehen, Fehlgeburten und schwere Schädigungen verursachen. Dazu gehören beispielsweise:
- Sehfehler bis hin zur Blindheit
- zu kleines Gehirn
- Wasserkopf
Die Kinder der infizierten Mütter sind oftmals geistig deutlich zurückgeblieben und zeigen Hirnmissbildungen. Kinder, die bei der Geburt zunächst „gesund“ wirken, können auch Jahre später noch psychische und neurologische Symptome zeigen. Gesundheitsschäden treten zum Teil erst nach Monaten oder Jahren auf. Schwangere werden daher vor dem Verzehr des rohen und nicht durchgegarten Fleisches sowie von Mett- und Rohwurstprodukten, aber ebenso vor Katzen und deren Klos gewarnt. Schwangere sollten verunreinigtes Trinkwasser, Gartenarbeit, Spielen in der Sandkiste und den Kontakt mit Katzen, die Mäuse jagen, meiden. Wenn es dennoch zur Infektion in der Schwangerschaft kommt, kann das Erkrankungsrisiko für den Nachwuchs durch eine Behandlung mit Antibiotika erheblich gesenkt werden.
Toxoplasma gondii – Diagnose und Behandlung
Für Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Infektion gefährlich werden. Der Erreger lässt sich im Blut mit einer Antikörperbestimmung ermitteln. Ohne Laboranalyse kann man die Infektion mit dem Erreger nicht erkennen. Es gibt derzeit noch keine Therapie, mit der der Parasit beseitigt werden kann, wenn er das Gehirn befallen hat. Es gibt auch keine Impfung gegen Toxoplasmose.
Wer einmal infiziert ist, der bleibt es ein Leben lang. Bei gesunden Menschen verläuft die Infektion meist ohne Symptome. Bei ihnen ist eine Therapie nicht erforderlich, denn es kommt nach wenigen Wochen in der Regel zu einer Spontanheilung. Das Immunsystem reagiert auf die Infektion damit, dass es Antikörper bildet, die die Erreger bekämpfen, aber lebenslang vorhanden sind, doch der Mensch wird immun.
Die Infektion geht in eine sogenannte latente Phase über: Die Erreger bilden in den Zellen Gewebezysten. Zu Komplikationen kann es dann bei den latent infizierten Betroffenen bei einem geschwächtem Immunsystem kommen, zum Beispiel durch Stress, Aids oder eine Chemotherapie. Dann kann Toxoplasma erneut aktiv werden und sich ausbreiten. Daher bleibt, wer einmal infiziert ist, lebenslang der Träger des Parasiten.
Zur Schadensbegrenzung empfehlen sich Darm- und Leberreinigungen sowie eine vitalstoffreiche Ernährung. Granatapfelsaft, Karottensaft und beta-Carboline sollen sehr hilfreich gegen die Parasiten sein. Flohsamenschalenpulver ist ein gutes Hilfsmittel für eine Darmreinigung und -stabilisierung. Spirulina und Chlorella helfen dabei, toxische Substanzen auszuleiten. Ratsam ist allgemein eine Ernährungsumstellung, die einen Verzicht auf Produkte tierischen Ursprungs sowie auf verschiedene Genuss- und Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin beinhaltet. Frisches Gemüse, das stets gut abgewaschen wird, sollte den Hauptanteil der Ernährung ausmachen.
Ist eine Vorbeugung möglich?
Es gibt verschiedene Verhaltensregeln, die das Risiko der Ansteckung verringern können: Wasche dir die Hände gründlich mit Seife, wenn du Gartenarbeit erledigt oder rohes Fleisch oder Gemüse angefasst hast. Reinige auch benutzte Küchengeräte wie Schneidbretter und Messer nach der Verarbeitung der Lebensmittel. Esse kein rohes Fleisch oder Wurst wie Hackfleisch, Mettwurst, Salami oder Rohschinken. Verzichte auf ungenügend erhitztes Fleisch und Wurst. Zur Abtötung der Eier des Parasiten muss das Fleisch auf eine Temperatur von Minimum 50°C erhitzt werden.
Fazit
Toxoplasma gondii ist der Erreger der Toxoplasmose. Bei der weltweit verbreiteten Zoonose handelt es sich um eine Erkrankung, die von den Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Für gesunde Erwachsene und Kinder verläuft sie in der Regel harmlos und folgenlos, sodass die Infektion gar nicht bemerkt wird, da sie nur kurzzeitige Erkältungssymptome auslöst. Bei werdenden Müttern, die sich während der Schwangerschaft erstmals infizieren, kann die Infektion teilweise jedoch zur Schädigung des Kindes führen, denn der kindliche Kreislauf besitzt noch kein funktionsfähiges Immunsystem, das Schutz und Abwehr bietet.
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