Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine neuropsychiatrische Erkrankung, die meist vor dem 18. Lebensjahr beginnt. Sie ist durch so genannte Tics charakterisiert: Schnelle, meist plötzlich einschießende Bewegungen, die auch im Schlaf möglich sind. Sie können immer wieder in der gleichen Weise auftreten, sind allerdings nicht rhythmisch.
Tourette Syndrome – Die Symptome
- Muskelzuckungen sowie ein oder mehrere Lautäußerungen (Tics)
- Am häufigsten erfolgt zuerst ein Gesichts-Tic, beispielsweise ein Augenblinzeln, ein plötzliches schnelles Augenzusammenkneifen, ein Verziehen des Mundwinkels oder ein plötzliches Mundöffnen.
- Zu den Lautäußerungen zählen ein Räuspern und Naserümpfen.
- Die Tics treten fast täglich, mehrmals am Tag oder immer wieder auf.
- In Bezug auf die Häufigkeit und die Art der Tics kann ein Wechsel beobachtet werden.
- Die Ausprägung kann zu- oder abnehmen.
- Manchmal können die Symptome wochen- oder monatelang verschwinden, allerdings ebenso unvermutet wieder auftreten.
Die von einem Tourette Syndrome Betroffenen suchen oftmals eine Umgebung, wo sie ihren Symptomen geschützt freien Lauf lassen können. Die Tics nehmen, wenn die Betroffenen ärgerlich oder freudig erregt, angespannt oder gestresst sind zu, während sie in einem entspannten, ruhigen oder konzentrierten Zustand eher nachlassen.
Tourette-Syndrom – Die Diagnose
Der Arzt stellt die Diagnose durch das Beobachten der entsprechenden Symptome. Nebenbei wird der bisherige Verlauf genau erkundet. Um das Tourette Syndrom von sonstigen neuropsychiatrischen Erkrankungen abgrenzen zu können, werden manchmal noch ein Elektroencephalogramm, kraniales Computertomogramm oder Kernspintomogramm eingesetzt. Eine Therapie gibt es bisher leider nicht, die zur völligen Heilung führt. Vielen Betroffenen geht es als Jugendlicher oder junger Erwachsener deutlich besser oder sie sind sogar völlig beschwerdefrei. Die Lebenserwartung ist bei Menschen mit einem Tourette Syndrom normal.
Tourette-Syndrom – Die Behandlung
Die meisten Betroffenen sind durch die Tics oder Verhaltensschwierigkeiten kaum beeinträchtigt, sodass keine Behandlung erforderlich ist. Motorische und vokale Tics werden mit verschiedenen Medikamenten behandelt, damit die Symptome kontrolliert werden können, falls sie eine Belastung darstellen. Auch hilfreich können bei einem Tourette Syndrom Entspannungsverfahren, ein Antistresstraining oder andere verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen sein. Damit kann die Selbstkontrolle verbessert werden oder Stressreaktionen können verringert werden, die sonst dazu führen, dass die Tics sich verstärken. Psychotherapeutische Maßnahmen können helfen, den Betroffenen und die Familie zu unterstützen, um den Umgang mit dem Tourette Syndrom zu verbessern.
Benötigen Betroffene mit einem Tourette-Syndrom eine spezielle Hilfe?
Kinder, die an einem Tourette Syndrom erkrankt sind, besitzen im Vergleich zu anderen Kindern in ihrem Alter ungefähr die gleichen geistigen Leistungsfähigkeiten. Dennoch haben viele betroffene Kinder Lernschwierigkeiten. Der Grund hierfür ist, dass sie mit den Tics zu kämpfen haben, denn daraus ergeben sich Störungen beim Schreiben und häufig leider auch Hänseleien durch Außenstehende. Später sollte sich jeder Mensch einen Beruf auswählen, der zu seinen Fähigkeiten und Neigungen passt. Bei einem Tourette Syndrom, bei dem die Tics nach außen hin deutlich sicht- und hörbar sind, kommt in der Regel kein Beruf infrage, bei dem mit Kunden gearbeitet wird. In diesem Fall ist es eher ratsam, im Hintergrund zu arbeiten. Nur Menschen, die schwer vom Tourette Syndrom betroffen sind, leiden meist unter der privaten und beruflichen eingeschränkten Lebensgestaltung. In diesem Fall sollten die Hilfen genutzt werden, die der Staat bietet.
Was sollte bei der Erziehung eines Kindes mit Tourette-Syndrom beachtet werden?
Eltern mit einem Kind, das an einem Tourette Syndrom leidet, befinden sich meist auf einer Gratwanderung, die sich zwischen der erzieherischen Notwendigkeit und dem liebevollen und verständnisvollen Umgang bewegt. Sie fragen sich stets, ob gewisse Handlungen des Kindes zu den Symptomen der Erkrankung gehören oder ob es sich dabei um Verhaltensauffälligkeiten handelt, die abgeändert werden müssten. Es ist nicht immer leicht, aber wichtig, die richtige Umgangsform zu finden. Auf jeden Fall sollte das Kind die Möglichkeit bekommen, dass es sich so unabhängig wie nur möglich entwickeln kann.
Sollte das Tourette-Syndrom früh behandelt werden?
Diese Frage kann ganz klar mit Ja beantwortet werden. Dies gilt vor allem in den Fällen, wo die Symptome so stark ausgeprägt sind, dass das Kind als störend und angstauslösend erlebt wird und insbesondere auch, wenn das Kind und die Familie unter dem Tourette Syndrom leiden. Die Symptome führen häufig dazu, dass das Kind ausgelacht und gehänselt und von den Gleichaltrigen zurückgewiesen wird. Die Eltern selber sind zum Teil auch erschrocken über das merkwürdige Verhalten, welches das Kind an den Tag legt. Diese ganzen Faktoren können dazu führen, dass das Kind aus dem seelischen Gleichgewicht gerät. Im Verlauf der Erkrankung können diese Probleme teilweise sogar noch zunehmen, vor allem wenn die Jugendlichen in eine schwierige Entwicklungsphase geraten. Damit psychologische Folgewirkungen möglichst vermieden werden und das Kind sich günstig entwickeln kann, ist es wichtig, dass eine frühe Diagnose gestellt wird und eine entsprechende Behandlung, falls erforderlich, beginnt. In vielen Fällen sind dabei das Kind und die Familie mit einzubeziehen.
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