Immer mehr Eltern installieren auf den Mobiltelefonen ihrer Kinder eine sogenannte Spy-App. Hierbei handelt es sich um eine Anwendung, die einen Großteil der Daten ausliest und an einen Server überträgt. Die Verkaufszahlen von Spionage-Apps haben längst die Millionengrenze erreicht. Dennoch haben einige Eltern Zweifel, ob es wirklich sinnvoll ist, eine solche App zu nutzen – nicht zuletzt deshalb, weil bei einer Entdeckung der Software ein erheblicher Vertrauensverlust droht.
Gründe, die für die Handyüberwachung sprechen
Mit einer Spionage-App hat man das digitale Leben des Kindes immer im Blick. Da Kinder und Jugendliche heute einen Großteil ihres Lebens über das Internet organisieren, erhält man einen umfassenden Überblick über die sozialen Aktivitäten. Man erfährt, mit wem sich das Kind trifft und über welche Themen es sich mit anderen austauscht. Eltern, die sich aus beruflichen oder anderweitigen Gründen nicht permanent um das Kind kümmern können, haben mit einer Spy-App ein hilfreiches Werkzeug zu Ihrer Verfügung.
Wenn das Kind gerade eine schwierige Phase durchlebt, kann eine Spy-App ebenfalls ein nützliches Tool sein. Ihrem Smartphone vertrauen junge Nutzer alles an. Selbst intimste Geheimnisse werden über soziale Medien oder andere Kanäle mit Freunden und Bekannten geteilt. Wer das Gefühl hat, dass das Kind etwas verschweigt, hat mit einer Spionage-App die Möglichkeit, hinter das Geheimnis zu kommen.
Eine Spionage-App dient jedoch nicht nur der Überwachung, sondern auch der elterlichen Kontrolle der Internetnutzung. Der App-User kann Webseiten und Anwendungen mit fragwürdigen Inhalten teilweise oder vollständig sperren. Man kann außerdem nachvollziehen, welche Apps gerade auf dem Handy installiert sind. Spionage-Apps werden deshalb auch als „Kinderschutz-Apps“ bezeichnet.
Handyortung per GPS: Eine nützliche Funktion
Mit einer Überwachungs-App kann man nicht nur das Kind überwachen und die auf dem Handy befindlichen Daten auslesen – man ist auch in der Lage, eine Handy-Ortung durchzuführen. Diese Funktion kann außerordentlich nützlich sein, wenn man das Kind kurzfristig kontaktieren muss und nicht weiß, wo es sich gerade aufhält. In Notfällen kann eine GPS-Ortung ebenfalls hilfreich sein. Zudem kann man im Falle eines Handyverlustes eine sofortige Lokalisierung durchführen. Die heutige GPS-Technologie erlaubt eine metergenaue Ortung des Zielgerätes – aufwendige Suchaktionen gehören damit der Vergangenheit an.
Übrigens: Eine Handyortung ist auch dann durchführbar, wenn das Gerät gerade nicht eingeschaltet ist. In diesem Fall zeigt das System den letzten bekannten Aufenthaltsort an. Der App-Nutzer hat zudem die Möglichkeit, anhand von Überwachungsprotokollen ein Bewegungsprofil zu erstellen und auf diese Weise den aktuellen Aufenthaltsort einzugrenzen.
Wird die App entdeckt, ist das Vertrauen dahin
Ein bedeutender Nachteil von Spionage-Apps ist, dass sie heimlich installiert werden müssen. Kaum ein Jugendlicher würde einer Überwachung durch seine Eltern zustimmen – genau deshalb wird der Handynutzer nicht um seine Zustimmung gebeten, sondern einfach übergangen. Rechtlich gesehen ist die Installation einer Spy-App nicht zu beanstanden, sofern das Zielgerät sich im Besitz der Eltern befindet. Bei Smartphones, die von Jugendlichen genutzt werden, ist dies so gut wie immer der Fall. Mit der Vollendung des 18. Lebensjahres ändert sich an den Besitzverhältnissen nichts, sodass die Überwachung rechtskonform fortgesetzt werden kann.
Wenn der „Worst Case“ eintritt und die App entdeckt wird, wird das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind schwer belastet. Zwar kann es gute Gründe dafür geben, eine Handyüberwachung durchzuführen – es ist aber fraglich, ob der Jugendliche die Ansichten der Eltern teilt. Andererseits sind die meisten Spy-Apps so programmiert, dass sie nur von IT-Experten entdeckt werden können. Die Apps arbeiten geräuschlos im Hintergrund und hinterlassen keine digitalen Spuren. Der Installationsvorgang selbst nimmt nur wenige Minuten in Anspruch und kann ohne Vorkenntnisse durchgeführt werden. Einige Hersteller bieten sogar einen technischen Kundendienst an, der den Nutzer telefonisch anleitet. Handelt es sich bei dem Zielgerät um ein iPhone, ist unter Umständen eine Ferninstallation möglich.
Fazit
Die Handyüberwachung per Spy-App ist ein Schritt, der gut überlegt sein will. Ob eine Totalüberwachung tatsächlich angemessen ist, muss jedes Elternteil individuell entscheiden. Es gibt jedoch durchaus Situationen, in denen eine solche Maßnahme sinnvoll sein kann – beispielsweise, wenn man das Gefühl hat, dass das Kind Opfer von Cyber-Mobbing geworden ist. Wenn das Kind auffällige Verhaltensänderungen zeigt und sich zurückzieht, ist es ebenfalls angebracht, seine Internetaktivitäten im Auge zu behalten.
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