Bei der Selbstreflexion geht es um die bewusste Selbstwahrnehmung. Es geht darum, verschiedene Aspekte im Bezug auf Dich selbst zu erkennen. Du beobachtest Dich selbst und hinterfragst Dein Denken, Fühlen und Handeln. Du betrachtest Dich realistisch und kritisch, um herauszufinden, was Deine wahren Bedürfnisse sind und welche Lehren Du aus der Vergangenheit ziehen kannst.
Was ist eine Selbstreflexion?
Hast Du schon einmal überlegt, wie Du Dich selbst wahrnimmst und wie Du Dich im Spiegel siehst? Damit ist nicht nur gefragt, wie Dein Spiegelbild aussieht, sondern was Du über Dich selbst denkst und glaubst.
Bei der Selbstreflexion geht es darum, wie Du Dich selbst wahrnimmst. Sie umfasst
- Dein Können
- Dein Wissen
- Deine Wirkung auf andere
- das, was Du tust
- was Dich als Menschen ausmacht
- Deine Beziehungen zu anderen Menschen
- die Beziehungen anderer Menschen zu Dir.
Biologisch gesehen handelt es sich um die Fähigkeit eines Menschen, neuronale Muster im Nervensystem zu entwickeln und miteinander abzugleichen. So entstehen Überlegungen, aber vielleicht auch Überzeugungen und neue Wege.
Es handelt sich um einen langfristigen Prozess, bei dem Du Dich ganzheitlich betrachtest, mit allen Deinen Gedanken, Emotionen und Handlungen. Dieser Prozess hilft Dir beim inneren Wachstum und beim Gewinnen von Selbsterkenntnis.
Die Selbstwahrnehmung dient der persönlichen Weiterentwicklung. Wendest Du diesen Prozess häufig an, wird es Dir gelingen, zu mehr Selbstbewusstsein zu gelangen, besser auf Deine eigenen Bedürfnisse einzugehen und Entscheidungen leichter zu treffen. Du gewinnst mehr Vertrauen in Deine Handlungen und lernst, besser mit Konflikten umzugehen.
Der Selbstwahrnehmung steht die Selbstaufmerksamkeit gegenüber, einem Prozess, der von allein abläuft. Sozialpsychologen haben bereits nachgewiesen, dass Menschen ehrlicher sind, wenn sie direkt neben einem Spiegel sitzen. Damit haben die Sozialpsychologen die Wirkung der Selbstaufmerksamkeit nachgewiesen.
Warum ist die Selbstwahrnehmung so wichtig?
Selbstwahrnehmung ist wichtig, damit Du ein reales Bild von Dir selbst bekommst und zu mehr Selbstbewusstsein gelangst. Hast Du Deine wahren Bedürfnisse erkannt, wird es Dir gelingen, Dein Handeln und Deine Entscheidungen entsprechend Deiner Bedürfnisse zu steuern.
Dazu gehört auch, dass Du „Nein“ sagst, wenn Du glaubst, dass eine bestimmte Sache nicht gut für Dich ist. Zu Beginn wird das noch schwierig sein, genau wie die Selbstwahrnehmung am Anfang noch mit Schwierigkeiten verbunden sein kann. Du kannst das aber lernen, indem Du häufiger hinterfragst, wie Du Dich eigentlich selbst siehst und wer Du wirklich bist.
Die Selbstreflexion hat darüber hinaus noch eine ganze Reihe von Vorteilen:
- Du verstehst Deine Handlungen besser
- Du erfährst mehr über Deine Lebensvision und kannst an Deinen Lebenszielen arbeiten
- Von Deinen Stärken und Schwächen bekommst Du ein realistisches Bild
- Es wird Dir gelingen, lösungsorientierter zu handeln
- Aus Deinen Erfahrungen in der Vergangenheit lernst Du, damit Du Rückschlüsse für die Zukunft ziehen kannst
- Dein strukturiertes, analytisches Denken wird trainiert
- Du schaffst eine solide Basis für gute Entscheidungen
- Du vertraust Deiner Intuition und lässt Dich weniger von äußeren Faktoren beeinflussen
Das sind zahlreiche Vorteile, die eine gute Selbstwahrnehmung mit sich bringt. Manches mag auf den ersten Blick kompliziert oder schwierig erscheinen. Es lohnt sich jedoch, die Selbstwahrnehmung zu lernen. Du kannst Dein Potential besser ausschöpfen und handelst auch in Konfliktsituationen besonnener, da Du lernst, Konflikte sinnvoll zu lösen. Auf Dauer wirst Du zufriedener und glücklicher.
Kann die Selbstwahrnehmung erlernt werden?
Jeder kann die Selbstreflexion erlernen, auch wenn sie ein langwieriger Prozess ist. Es gibt verschiedene Übungen, doch kannst Du Dir auch täglich verschiedene Fragen stellen. Der Prozess erfordert viel Geduld. Du wirst mit Deiner Selbstwahrnehmung nicht täglich erfolgreich sein.
Niederlagen gehören dazu, doch je mehr Du an Dir und Deiner Selbstwahrnehmung arbeitest, desto besser wird es Dir gelingen, solche Niederlagen zu vermeiden. Du kannst leichter Entscheidungen treffen und gehst dabei realistischer vor. Das schützt Dich vor Niederlagen und Misserfolgen.
Um die Selbstwahrnehmung zu erlernen, kannst Du Dir täglich sechs einfache Fragen stellen:
- Was habe ich heute gelernt?
- Wofür bin ich heute dankbar?
- Wie fühle ich mich jetzt gerade?
- Worüber konnte ich heute lächeln?
- Wie gelingt es mir heute, anderen ein gutes Gefühl zu geben?
- Gibt es etwas, das ich morgen besser machen kann?
Am besten, Du schreibst Dir zu Beginn diese Fragen und die Antworten darauf auf. Später wird es Dir gelingen, leichter die Antworten darauf zu finden. Du kannst die Selbstwahrnehmung dann besser umsetzen.
Gibt es Übungen zum Erlernen der Selbstwahrnehmung?
Beim Erlernen der Selbstreflexion können Dir einige Übungen helfen. Die Übungen kannst Du bequem in den Alltag integrieren, um mehr Routine zu bekommen und Dich in Selbstbewusstsein, Konfliktfähigkeit und lösungsorientiertem Denken zu verbessern.
- Alles beginnt mit den Morgenseiten für den Start in den Tag. Es handelt sich dabei um eine Art Brainstorming, bei dem Du alles aufschreibst, was Dir in den Sinn kommt. Schreibe über Deine täglichen Sorgen, alltägliche Themen wie Deine Arbeit oder Aufgaben zu Hause, Erinnerungen, aber auch erhöhte Reizbarkeit und negative Gefühle. Du bringst Klarheit in Deine Gedanken und schaffst neuen Raum für kreative Ideen.
- Das Journaling ist mehr als nur ein einfaches Tagebuch, da Du darin auch Deine Gedanken und Gefühle festhältst. Nimm Dir jeden Tag, am besten am Abend, ungefähr 15 Minuten Zeit, um den Tag zu reflektieren und darüber zu schreiben. Diese Übung hilft Dir, fokussierter durch den Alltag zu gehen und aktuelle Ereignisse im Leben bewusster wahrzunehmen. Scheinbar ganz nebenbei arbeitest Du an Deiner Persönlichkeit.
- Für das Abendritual solltest Du Dir jeden Abend etwas Zeit nehmen. Es funktioniert ähnlich wie das Journaling. Hier geht es darum, stichpunktartig einige Dinge wie Deinen größten Erfolg, das, was gut gelaufen ist, und das, wofür Du dankbar bist, aufzuschreiben. Dabei sortierst Du Deine Gedanken und stoppst das Grübeln.
- Mit Meditation gelangst Du zur inneren Ruhe und gewinnst mentale Stärke. Du gelangst zu mehr Achtsamkeit und konzentrierst Dich auf die wesentlichen Dinge im Leben. Du lernst, Erfahrungen und Gefühle nicht ungerecht zu bewerten.
- Spaziergänge sind eine gute Möglichkeit, Deinen Kopf freizubekommen und Deinen Geist zu beflügeln. Du kannst Deine Gedanken schleifen lassen, gewinnst Raum für Tagträume und kurbelst Deine Kreativität an.
- Selbstgespräche sind gute Übungen für die Selbstreflexion und ein Ventil, um negative Gedanken und Gefühle wie Wut, Frust oder Trauer abzulassen. Deine Gedanken und Gefühle fasst Du in Worte, was Deine Entscheidungen erleichtert.
Einige Fragen können Dir bei den Selbstgesprächen helfen:
- Was ist positiv an den Problemen?
- Wie kann ich meine jetzige Situation verbessern?
- Wer kann mir helfen, das Problem zu lösen?
- Was würde ich tun, wenn das Problem nicht vorhanden wäre?
- Was kann ich für die Zukunft lernen?
Was macht die Selbstwahrnehmung so schwierig?
Auch wenn Du Selbstreflexion lernen kannst, ist sie schwierig. Es handelt sich um einen langwierigen Prozess, an dem Du ständig arbeiten musst. Da Du über Dich selbst nachdenkst, gilt es, nicht nur die positiven Seiten zu sehen.
Du musst Dir auch kritische Fragen über Dich selbst stellen und sie ehrlich beantworten. Nicht immer ist es leicht, einen neutralen und objektiven Blick auf Dich selbst zu bekommen. Das ist nicht nur der Fall bei Deinen negativen Seiten.
Mangelndes Selbstbewusstsein kann auch dazu führen, dass Du Deine positiven Seiten gar nicht oder zu gering wahrnimmst. Selbstreflektion ist eine Persönlichkeitsentwicklung, die Zeit braucht. Sie ist auch deshalb schwierig, da sie Dir nicht jeden Tag gelingt.
Häufig bist Du im Alltag durch Deine Aufgaben und Interessen ausgebremst, sodass Du keine Energie und Lust mehr hast, Dich selbst zu reflektieren. Sicher hast Du es schon erlebt, dass Dir zahlreiche Gedanken durch den Kopf schießen.
Selbstreflexion könnte hier helfen, Ordnung in die Gedanken zu bringen. Gerade zu Beginn stellt dieses Gedankenkarussell oft einen Teufelskreis dar, aus dem es schwer ist, herauszukommen. Die Selbstwahrnehmung ist auch deshalb so schwierig, da Du bei negativen Gedanken schnell zu grübeln beginnst und keine Lösung findest.
Wann bist Du reflektiert?
Hat es bei Dir mit der Selbstreflexion geklappt, bist Du reflektiert. Du bist dann in der Lage, zukunftsorientiert über Dich selbst nachzudenken und Dein Denken, Handeln und Fühlen kritischer zu beleuchten. Kritisch heißt, dass Du positive und negative Kritik an Dir selbst üben kannst und Anhaltspunkte bekommst, was Du besser machen kannst.
Worüber Du nachdenkst, ist abhängig von Deinen Zielen und Bedürfnissen. Bist Du reflektiert, bedeutet das nicht, dass Du keine Niederlagen mehr erleidest. Du bist aber in der Lage, diese Niederlagen zu analysieren und an Lösungen zu arbeiten, was Du das nächste Mal besser machen kannst.
Auch dann, wenn Du aufgrund Deiner aktuellen Alltagssituation gerade nicht dazu in der Lage bist, Selbstreflexion zu betreiben, muss das nicht heißen, dass Du nicht reflektiert bist. Du hast durchaus die Fähigkeit, zu reflektieren, doch bist Du nicht immer dazu in der Lage.
Erfolgt Selbstwahrnehmung in mehreren Schritten?
Selbstreflexion ist ein Kreislauf, der in fünf Phasen abläuft. Du lernst Selbstwahrnehmung, indem Du jede einzelne Phase durchlebst. Der Kreis schließt sich wieder, Du beginnst dann wieder mit der ersten Phase.
- Bewusstsein für ein Problem oder eine Situation stellt die erste Phase dar. Mitunter weist Dich Dein Körper unbewusst mit einer Reaktion darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Dein Bewusstsein hilft Dir, zu erkennen, worum es sich handelt.
- In der nächsten Phase geht es um die bewusste Wahrnehmung, bei der Du Dir vor Augen führst, dass nicht andere die Schuld an der Situation tragen, sondern dass Du überlegst, welchen Teil Du selbst dazu beiträgst und wie es Dir dabei geht.
- In der dritten Phase setzt Du Dir Ziele. Du überlegst, wofür sich Deine Anstrengungen lohnen sollen.
- Die vierte Phase umfasst konkrete Maßnahmen zur Erreichung Deiner Ziele. Du überlegst, wie Du am besten zum Ziel kommst, und prüfst die Maßnahmen. Manchmal sind es gerade die kleinen Schritte, die Dich näher an Dein Ziel bringen.
- Die letzte Phase ist die Integration von Erfahrungen, mit denen Du Deine Persönlichkeit stärkst. Die Erfahrungen justierst Du neu, indem Du überlegst, ob Du jetzt dort angekommen bist, wo Du hinwolltest.
Fazit: Selbstreflexion als langer Prozess
Selbstreflexion ist ein langer Prozess, bei dem es darum geht, an Deiner Persönlichkeit zu arbeiten und zu mehr Selbstbewusstsein zu gelangen. Es handelt sich um Selbstwahrnehmung. Du betrachtest Dich kritisch, objektiv und realistisch, indem Du über Deine Gedanken, Gefühle und Dein Handeln nachdenkst.
Du erlernst diesen Prozess mit verschiedenen Übungen und Ritualen. Stelle Dir immer wieder Fragen, wie Du Dich selbst siehst, was Dir gut gelungen ist und was Du besser machen könntest. Du wirst in die Lage versetzt, besser mit Konfliktsituationen umzugehen und zielorientiert zu handeln. Führst Du Dir Deine Ziele immer vor Augen, wird es Dir leichter fallen, Entscheidungen zu treffen.
Weitere Informationen:
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