Der letzte Artikel zum Thema Ernährung bezog sich auf die vegane Lebensweise, die ein großer Trend geworden ist, was sich auch stark bei dem Angebot auf dem Markt und in Restaurants zeigt. Viele berühmte Stars dienen dabei als eine Art Vorbild wie beispielsweise die beliebte Moderatorin Ellen DeGenere, das Denk-Sport Genie Daniel Negreanu, Leonardo DiCaprio oder der „Game of Thrones“- Schauspieler Peter Dinklage*.
Doch jüngst wird auch ein ein anderer Ernährungstrend in den Medien immer präsenter: die Rohkost. Es gibt mehr und mehr Foren zu dem Thema, auch viele Youtube-Channels und Instagram-Blogger beschäftigen sich mit der Rohkost.
Doch was genau ist das eigentlich? Welche gesundheitlichen Vor- und Nachteile bietet die Rohkost und wie sieht der alltägliche Speiseplan eines Rohkostlers aus? Diese und noch weitere Fragen werden in diesem Artikel beantwortet werden.
Was ist Rohkost?
Die Rohkost ist einfach gesagt die Aufnahme von ausschließlich roher Nahrung. Die Nahrungsmittel dürfen maximal bis 42 Grad erhitzt werden und sollten möglichst auch nicht anderweitig weiterverarbeitet sein. Ihr Ziel ist es den möglichst größten Nährstoffgehalt aus dem Essen aufzunehmen und die Verdauung für den Körper zu erleichtern. Die Gießener Rohkost-Studie definiert den Begriff wie folgt:
„Rohkost-Ernährung ist eine Kostform, die weitgehend oder ausschließlich unerhitzte pflanzliche (teilweise auch tierische) Lebensmittel enthält. Es werden auch Lebensmittel einbezogen, die verfahrensbedingt erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind (z. B. kaltgepresste Öle), ebenso Lebensmittel, bei deren Herstellung eine gewisse Hitzezufuhr erforderlich ist (z. B. Trockenfrüchte und bestimmte Nussarten)“
In erster Linie lässt sich die Rohkost vor allem in die vegane und die nicht-vegane Ernährungsweise einteilen. Bei der nicht-veganen Lebensweise wird tatsächlich auch Fleisch und Fisch immer roh gegessen. Die vegane Rohkost schließt Fleisch, Fisch und auch alle weiteren tierischen Produkte aus.
Des Weiteren lässt sie sich noch in verschiedene Untergruppen wie beispielsweise die Urkost, die Sonnenkost und die Instinctotherapie* einteilen. Diese Formen sind teils vegan und erlauben teils auch tierische Produkte. Ein Schwerpunkt aller Rohkost-Varianten ist in jedem Fall das Obst, oft auch in sehr hohen Mengen aufgenommen.
Der Anteil roher Nahrungsmittel ist dabei auch noch variierbar. Rohkost bedeutet nicht immer gleich 100 Prozent. Meistens bewegt sich der Anteil roher Nahrungsmittel jedoch zwischen 70 bis 100 Prozent. Eine sehr beliebte Form der Rohkost ist zum Beispiel auch das Konzept von „Raw till four“.
Wie der Name schon erahnen lässt, ernähren sich die Menschen dabei immer bis etwa 16 Uhr, also bis zum späten Nachmittag oder Abend roh und neben danach auch gerne noch ab und zu gekochte Mahlzeiten zu sich.
Was isst ein Rohkostler?
So, und was bleibt nun nach all dieser Eingrenzung noch über? Wovon ernährt sich ein Rohkostler den ganzen Tag über? Natürlich knabbert er nicht nur an Karotten oder futtert tonnenweise Äpfel. Die Basis bilden natürlich Obst und Gemüse, Nüsse und getrocknete Früchte oder auch Samen, Sprossen und Keimen.
Doch mit weniger herkömmlichen Küchenmitteln wie Pürierstäben, Dörrgeräten und Mixern lassen sich auf dieser Basis sehr vielseitige Gerichte und Getränke zubereiten. Es gibt inzwischen viele rohköstliche Kuchen, rohköstliche Eiscremesorten oder zum Beispiel rohköstliche „Spaghetti“, die aus Zucchini, Karotten, Rettich oder Kohlrabi mithilfe eines Spiralschneiders in die typische Form geschnitten und durch verschiedene Soßen verfeinert werden.
Ein essentieller Bestandteil der Rohkost sind Smoothies, insbesondere die grünen Smoothies. Sie sind sehr nährstoffreich, sättigend und wirken entgiftend auf den Körper. Das Pflanzengrün sollte bei einer rohköstlichen Ernährung nicht außen vorgelassen werden und am einfachsten lässt es sich in großen Mengen in pürierter Form in Kombination mit Früchten aufnehmen.
So kann man den leicht bitteren Spinat zum Beispiel ideal mit Bananen und anderen süßen Früchten kombinieren und sich einen ausreichenden Eiweiß-Gehalt im Körper sichern. Oft wird das Frühstück oder einen andere Mahlzeit durch einen grünen Smoothie ersetzt.
Vorteile
Doch weshalb der ganze Aufwand? Welche gesundheitlichen Vorteile versprechen sich Rohköstler von ihrer Ernährungsweise? Welche Beweggründe haben sie? Zuerst gibt es natürlich das Argument, dass Enzyme, Vitamine und Mineralien zu großen Teilen bei der Erhitzung über 42 Grad, und erst recht beim Siedepunkt zerstört werden.
Des Weiteren verbraucht der Körper eine erhebliche Menge an Energie bei der Verdauung von weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln. Diese Energie kann gespart und für andere Zwecke eingesetzt werden, wenn dem Körper die Verdauung erleichtert wird.
Zudem argumentieren viele Rohkostler, dass Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten um ein Vielfaches vermindert oder gar eliminiert werden können. So gibt es sogar Berichte, wie schwere Krankheiten wie Asthma oder Krebs durch eine rohköstliche Diät geheilt werden konnten, die sich jedoch in der Medizin nur schwer erklären lassen.
Und schließlich sollen sich auch ein Über- oder Untergewicht gut regulieren lassen, da Menschen schnell lernen Signale des Körpers wie das Hunger- oder Sättigungsgefühl zu deuten, wenn sie Lebensmittel mit einer höheren Verwertbarkeit zu sich nehmen.
Nachteile
Natürlich gibt es auch Kritiker dieses Ernährungskonzeptes. Zunächst einmal ist trotz der entstehenden Vielfalt von Gerichten und Rezepten der Rohkost, die Auswahl an Essen natürlich etwas eingeschränkt. Hochwertige Bio-Produkte oder spezielle Rohkost-Produkte aus dem Supermarkt oder aus dem Internet können außerdem sehr teuer sein, was sich jedoch durch den Wegfall von vielen Lebensmitteln ganz gut regulieren sollte.
Die Gießener Rohkost-Studie stellte außerdem erschreckender Weise fest, dass über die Hälfte der Teilnehmer leichtes oder starkes Übergewicht hatte. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Studie in den 1990er Jahren durchgeführt wurde, dass die Teilnehmerzahl gerade mal 201 betrug, und dass seit dieser Zeit einiges an Wissen über eine gesunde Form der Rohkost-Ernährung hinzugekommen ist.
Beispielsweise war der grüne Smoothie damals lange noch nicht so bekannt wie heute und ebenso herrschte damals noch die allgemeine Auffassung, dass pflanzliche Proteine nicht ausreichen würden, was inzwischen von Young und Pallett widerlegt wurde.
Fazit
Auch die Rohkost scheint kein perfektes Ernährungskonzept zu sein. Letzten Endes wird kein Buch oder Ernährungskonzept der Welt dir wirklich sagen können, was gut für dich ist. Da hilft nur Ausprobieren und aufmerksam gegenüber Zeichen der Gesundheit des Körpers zu sein. Es gibt viele Befürworter, aber auch Gegner der Rohkost.
Mit Sicherheit wird diese Bewegung jedoch in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Und etwas mehr Rohkost, insbesondere Obst, Gemüse und Pflanzengrün in den Alltag einzubauen wird mit Sicherheit nicht schaden. Dafür eignen sich ideal die schnell zubereiteten Smoothies.
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Hallo lieber Darko,
vielen Dank für diesen übersichtlichen Artikel.
Ich bin Ökotrophologin und beschäftige mich seit Jahren mit verschiedenen Ernährungsformen.
Mich hat dieses Ganze „nur Paleo/Rohkohst/Ketogen… ist die gesündeste Ernährung“ so aufgeregt; v.a. auch weil so viele Mythen und Halbwahrheiten in diesem Bereich rumgeistern, dass ich ein Buch darüber geschrieben hab.
LG Alina