Beim Roboterjournalist handelt es sich um eine Software, welche Daten und Details sammelt, um diese dann zu einem Artikel zusammenzustellen. Vielleicht ist dir in dieser Beziehung das durch Algorithmen gesteuerte Quakebot der „Los Angeles Times“ bekannt, welches in Kalifornien Meldungen zu einem Erdbeben veröffentlichte, was für ein Aufsehen und Schlagzeilen sorgte. Die relevanten Daten bezog Quakebot aus einer Mitteilung einer Erdbebenwacht.
Wie hat sich der Roboterjournalismus entwickelt?
Der Roboterjournalismus nahm seinen Anfang in den USA. Der erste Anbieter war Narrative Science. Anfangs waren nur Lückentexte möglich. Computer haben hierbei an bestimmten Stellen Textbausteine eingefügt. Die heutigen Algorithmen hingegen kommen auch mit flexiblen Datensätzen klar. Diesbezüglich wurden manuelle und automatisch erstellte Texte miteinander verglichen. Für die meisten Leser war kein Unterschied erkennbar. Am grundsätzlichen Prinzip hat sich auch heute nichts geändert. Doch die Texte sind mittlerweile sehr viel ausgereifter.
Der Roboterjournalismus – Die Entwicklung in Deutschland
In Deutschland kann als Beispiele für Roboterjournalismus das von Cord Dreyer gegründete Start-up Text-on aus Berlin genannt werden. Die Geschäftsidee war hier, aus Datenmengen automatisch komplette journalistische Texte zu generieren. In den Vereinigten Staaten werden die automatisch generierten Texte häufig bei den Produktbeschreibungen von Online-Shops, bei Sport-Events, bei Restaurant- oder Hotelbeschreibungen und bei Devisen-, Aktien- oder Warentermingeschäften eingesetzt. Denkbar sind für die Zukunft Ankündigungen von Straßensperrungen, Wasserstandsmeldungen von Flüssen, die Feinstaubbelastung eines Stadtteils etc.
Roboterjournalismus – die Berliner Morgenpost lässt Artikel zur Feinstaubbelastung schreiben
In immer mehr Redaktionen hält der Roboterjournalismus Einzug. Auch das Interaktiv-Team der Zeitung „Berliner Morgenpost“ hat eine Software entwickelt, welche eigenständig Artikel verfasst. Dies geschah zum Thema Feinstaubbelastung in der Innenstadt von Berlin. Der Artikel wurde verfasst, aktualisiert und visualisiert. Dies zeigt, der automatisierte Journalismus ist in der Anwendung durchaus vielfältig. Der Datenjournalismus geht dabei über eine reine Analyse hinaus. Laut Umfragen bestätigten die meisten Leser, dass sie eine aussagekräftige Grafik bevorzugen. Dies hat die Berliner Morgenpost umgesetzt. Der Feinstaub-Monitor der Regionalzeitung zeigt seit Juli des Jahres 2014 an, auf welchen Berliner Straßen die Belastung mit Feinstaub sehr hoch ist. Eigenständig liest das Programm hierfür die Feinstaub-Messwerte, die von der Berliner Umweltbehörde veröffentlicht wurden, aus. Des Weiteren sind auch auf einen Blick sämtliche Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte zu sehen. Dabei stellte sich heraus, dass sie Werte, die von der Europäischen Union vorgeschrieben sind, bisher an keinem Ort überschritten wurde. Praktisch gesehen können Visualisierungen für alle Einsatzgebiete erstellt werden, denn die Möglichkeiten sind beim Roboterjournalismus tatsächlich nahezu unbegrenzt.
Was können die Maschinen leisten? Woran scheitert es noch?
Der Computer ist in der Aufarbeitung der Daten in Sekundenbruchteilen unschlagbar. Aus diesem Grund sind auch Berichte lohnenswert, die beispielsweise lediglich einen Stadtteil betreffen. Gute Möglichkeiten wären hierbei die Ankündigung von umgestürzten Bäumen, aufgestellten Blitzern und vieles mehr. Die menschliche Arbeitsleistung ist jedoch noch lange nicht vollständig ersetzbar. Der Roboterjournalismus wird wahrscheinlich niemals die Intelligenz, das Sprachgefühl und die Kreativität eines Journalisten nachahmen können. Zudem ist es auch wichtig, dass vor allen Veröffentlichungen sichergestellt werden muss, dass keine Urheberrechte verletzt werden. Auch berücksichtigt werden muss, dass dadurch nicht ausgeschlossen werden kann, dass Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens namentlich genannt werden können, was bei Privatpersonen vermieden werden kann. Auch wird es an den Emotionen in den Artikeln fehlen. Eine Maschine ist zum Beispiel bei einem Sportereignis nicht in der Lage, für ein bestimmtes Team im heimischen Stadium Gefühle zu entwickeln. Daher wird über den Spielstand wohl nüchterner berichtet. Wer nur Ergebnisse geliefert haben möchte, dem wird dies vielleicht genügen. Wer sich jedoch wünscht, dass der Artikel „lebt“, wird die Unterschiede feststellen.
Fazit: Der Fachjournalist kann profitieren
Es steht ganz klar fest, dass gewisse Beiträge wie Reportagen, Interviews oder Kommentare für die Programmierer auf eine absehbare Zeit natürlich auch unüberwindbare Hindernisse bringen. Dennoch muss auch gesagt werden, dass die neue Technologie auch Bewegung in die Branche des Journalismus bringen könnte. Mittelfristig kann Roboterjournalismus für eine neue Sparte der Datenjournalisten sorgen. Laut Studien wird vermutet, dass etwa im Jahr 2020 die komplette Datenmenge etwa 40 Zettabyte betragen wird. Eine gigantische Menge! Daher wird es Datenjournalisten zukünftig an Arbeit nicht mangeln. Ganz klar muss letztendlich auch erwähnt werden, dass der Roboterjournalismus wahrscheinlich niemals die Intelligenz, das Sprachgefühl, die Emotionen und die Kreativität von Journalisten ersetzen wird, doch in Bezug auf die Aufarbeitung der Daten in unschlagbaren Sekundenbruchteilen ist der Roboterjournalismus unschlagbar. Und genau dies werden viele als Vorteil sehen und auch weiterhin für bestimmte Bereiche nutzen, nämlich genau da, wo die Nachteile nicht so sehr ins Gewicht fallen. Ein Krimi wird beispielsweise nicht in den Bereich fallen. Diesen sollte dann wohl doch ein echter Journalist schreiben. Aber das Wetter zum Beispiel? Ja, den kann gern der Roboterjournalismus übernehmen. Schauen wir einfach mal, was die Entwicklung mit sich bringt. Wir dürfen gespannt sein.
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