Heute möchten wir uns dem Thema Priming oder Priming-Effekt widmen. Es geht um die Frage, ob das, was wir denken oder worüber wir urteilen, bewusst entschieden oder zum Großteil von außen beeinflusst wird. Sind wir zum Beispiel bereit, für ein Produkt mehr zu bezahlen, wenn vorher, vielleicht auch im anderen Zusammenhang, eine große Zahl genannt wurde?
Die Priming-Forschung befasst sich mit entsprechenden Fragen. Der Eingangsreiz führt zu gewissen Assoziationen und Reaktionen. Lies nachfolgend, wie genau der Priming-Effekt funktioniert, wer ihn gegründet hat und welche Auswirkungen Priming auf den Menschen und den Alltag hat.
Der Priming-Effekt fasziniert Psychologen seit Jahrzehnten. In der Forschung gab es viele Versuche, die verdeutlichen, dass unbewusste, vielleicht vergangene Reize die nachfolgenden Gedanken und Beurteilungen erheblich beeinflussen. Die Assoziation wird in dem Moment im Gedächtnis aktiviert. Dies tritt unbewusst auf, kann aber zahlreiche Faktoren des täglichen Lebens deutlich beeinflussen. Der Priming-Effekt aktiviert bestimmte Assoziationen im Gedächtnis, bevor weitere Reize dazukommen. Priming wird daher auch gern „Wiedererlernen“ genannt.
Die kortikalen Bereiche des Gehirns sind an dem Prozess beteiligt. Gewisse Nervenbahnen werden wiederholt erregt. Der Betroffene reagiert anders, da er einen primenden Reiz im Unterbewusstsein anders bewertet und aufgrund dessen sein Verhalten ändert. Der Faktor Zeit spielt dabei eine besonders wichtige Rolle: Je schneller die Person einen Reiz verarbeiten kann, desto stärker ist auch die Assoziation.
Dem Priming oder Priming-Effekt ist wahrscheinlich schon jeder oder fast jeder zum Opfer gefallen, dass Handlungen, Gedanken oder Gefühle nicht ohne Kontext entstanden sind, sondern die Folge von vorherigen Erfahrungen oder Erlebnissen waren. Die verschiedensten Reize können über die Sinneskanäle übertragen werden, zum Beispiel:
- Erinnerungen
- Bilder
- Videos
- Wörter
- Zahlen
- Gerüche
Mit den Reizen kann man einen Menschen „primen“. Sie werden unbewusst verarbeitet, denn die meisten sind sich während des Primings gar nicht darüber bewusst. Der Priming-Effekt findet stets im Gehirn statt, das „Spuren“ anlegt und das Unterbewusstsein auf diese Weise auf kommende Ereignisse und Erfahrungen vorbereitet. Durch den Reiz werden im Gehirn entsprechende Inhalte aktiviert, die das Denken, Fühlen und Handeln im Anschluss beeinflussen.
Laut Psychologen basiert der Priming-Effekt darauf, dass Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Der Effekt kann positiv, aber auch negativ sein. Wenn die erste Frage beispielsweise negative Bewertungen aktiviert, sind die nachfolgenden Fragen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls negativ assoziiert.
Der US-amerikanische Psychologe John A. Bargh ist der Begründer des Priming-Effekts. Er hat im Rahmen von Tests bewiesen, dass sich das Denken und Verhalten durch ein Triggern von Assoziationen verändert. Er verwendete Wörter mit gegensätzlichen Themenbereichen als Trigger. Bargh hat einen deutlichen Unterschied und damit den Priming-Effekt festgestellt.
Eine Liste hat Wörter enthalten, die sich mit dem Thema “Alter” befassen, beispielsweise Glatze, vergesslich, humpeln oder Falten, während die andere Testgruppe mit Begriffen konfrontiert wurde, die zu „Jung“ passen, zum Beispiel gelenkig, Sport oder Party. Die Alter-Gruppe ging langsamer und schwerfälliger und die andere Gruppe schneller. Er zeigte damit, dass das Verhalten der Versuchsgruppen durch das Triggern von Assoziationen verändert werden konnte und dies ist nach wie vor so.
Botschaften mit verschiedenen Inhalten haben unterschiedliche Verhaltensmuster zur Folge, da sie verschiedene neuronale Muster aktivieren. So lässt sich der Priming Effekt ebenso zur positiven Beeinflussung des Verhaltens nutzten. Priming kann sogar als Lernhilfe vielversprechend sein. Durch einfache Übungen kann die Leistung des Gedächtnis langfristig gesteigert werden.
Eine Möglichkeit hierfür ist die gedankliche Voreinstimmung auf eine Lerneinheit. Man macht sich bewusst, was man lernen möchte, um das Thema zu visualisieren. Lehrer nutzen den Priming-Effekt oftmals dadurch, dass sie den Schülern neues Material präsentieren, bevor der Stoff unterrichtet wird. Die Schüler können sich dadurch bereits damit vertraut machen.
Priming spielt im Zusammenhang mit gewissen Krankheiten ebenfalls eine Rolle. Menschen, die zum Beispiel an Parkinson erkrankt sind, erhalten oft L-Dopa-Präparate, die für eine Zeit lang das Zittern unterdrücken. Die Medikamente wirken auf das Gehirn. Eine längerfristige Einnahme fördert Nebenwirkungen, wie Bewegungsstörungen der Gliedmaßen.
Sie treten meist erst nach einigen Jahren auf und lassen, wenn das Mittel abgesetzt wird, wieder nach. Nimmt der Erkrankte irgendwann wieder L-Dopa ein, treten in der Vergangenheit aufgetretene Beschwerden häufig direkt wieder auf. Diesen Zusammenhang bringen Forscher inzwischen mit Priming in Verbindung, denn in der Erinnerung des betroffenen Patienten entstehen dunkle Bereiche.
Für jemanden, der vorwiegend eine negative Auffassung von der Welt hat, hat der Priming-Effekt ebenfalls negative Auswirkungen. Innerhalb bestimmter Situationen werden eher negative Assoziationen aktiviert, sodass der Betroffene dauerhaft negative Erinnerungen entwickelt. Da Wiederholungen es ermöglichen, schneller zu denken, wird man im Laufe der Zeit schneller auf ein Wort oder einen anderen Reiz reagieren. Der Priming-Effekt kommt im Bereich der Psychologie oft als Therapie zum Einsatz, um Patienten zu behandeln, die unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen leiden.
Priming kann auch dafür genutzt werden, um die Symptome einer Suchterkrankung zu lindern. Negative Gedanken und Gefühle werden durch positive ersetzt, damit die betroffene Person motiviert wird, das Suchtverhalten zu überwinden.
Der Priming-Effekt geht auf den US-amerikanischen Psychologen Bargh zurück. Priming beschreibt eine Technik, bei der ein Reiz beeinflusst, wie man auf den nachfolgenden reagiert. Hierbei geht es um eine unterschwellige Aktivierung der Assoziationen. Die Beeinflussung kann positiv, aber ebenso negativ ausfallen. Dies richtet sich danach, welche Gedächtnisinhalte vom Reiz aktiviert werden. Die Beeinflussung läuft meist unbewusst ab, kann das Leben und den Alltag aber erheblich beeinflussen. Wer die Funktionsweise seines Gedächtnisses versteht, kann Priming zum eigenen Vorteil nutzen.
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