Das Oktoberfest, die Tradition, die Tracht

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@ Pixabay / creisi

Seit 1810 findet auf der Theresienwiese in München das Oktoberfest statt. Was heute ein internationales Partyevent geworden ist, hat ganz anders angefangen. Am 12.10.1810 fanden anlässlich der Hochzeit zwischen Kronprinz Ludwig und der Prinzessin Therese viele Feste und Feierlichkeiten in München statt. Die ganzen Veranstaltungen gipfelten in einem Pferderennen zur öffentlichen Huldigung des Brautpaares.

Die Theresienhöhe lag etwas außerhalb Münchens damals und bot so genügend Platz, dass man eine Tribüne für 40.000 Personen errichten konnte. Jedes Jahr zum Hochzeitstag des Prinzenpaares erfolgte nun ein Fest und es wuchs von Jahr zu Jahr. 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt, es kamen Kegelbahnen, Losstände und Schaukeln hinzu. Von 1850 – 1853 wurden die bekannte Bavaria und die Ruhmeshalle zu Füßen der Bavaria fertiggestellt.

Ein Wahrzeichen, was auch heute noch auf vielen Postkarten und Selfies der Besucher zu sehen ist. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Oktoberfest langsam die Form an, wie wir es aus den 80er Jahren noch kennen.

Das heutige Oktoberfest

Seit 1880 durfte auch Bier auf der „Wiesn“ ausgeschenkt werden – heute werden bis zu 7,3 Millionen Maß Bier ausgeschenkt, welches eine deutlich höhere Stammwürze hat als gewöhnliches Bier und somit auch schnell in den Kopf steigt. Wir Münchner sind nicht böse darum, wenn keine „Rekord-Wiesn“ aufgestellt wird, wie immer gerne in den Medien prognostiziert wird.

Ganz München ist in den 16 Tagen – dieses Jahr sogar 17 aufgrund des Feiertages am 3.10.2016 – auf den Kopf gestellt. In allen Hotels zahlt man absurde Preise für die Übernachtungen, sämtliche Zufahrtsstraßen zur Theresienwiese sind in weitem Umkreis unpassierbar.

Ab Mittag muss man aufpassen, dass man nicht irgendwelche Betrunkenen überfährt. Außerhalb Münchens kampieren die Italiener in ihren Camping-Mobilen und an jeder Ecke in der Stadt schießt ein Pop-Up Store aus dem Boden mit den unmöglichsten Kostümierungen, die man sich nur vorstellen kann. Die Touristen kaufen diese dann als „Tracht“.

Was ist eigentlich Tracht?

Die ursprüngliche Tracht, die auch in München getragen wurde, stammt von der oberbayrischen Gebirgstracht ab. Der Grundbegriff von „Tracht“ bedeutet „tragen“ oder „getragene Kleidung“. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sowohl am bayrischen Hofe als auch in Wien viel Tracht getragen und es kam regelrecht in Mode.

Einer der wohl bekanntesten Trachtenpfleger war Prinzregent Luitpold von Bayern. Er war ebenso wie der österreischiche Kaiser Franz Joseph I.bei der Jagd oft in der kurzen Lederhose unterwegs.

Am 1. Sonntag des Oktoberfests findet jedes Jahr der Trachtenumzug statt, wo man sehr viele originale Trachten aus den Landkreisen Münchens, Österreichs und Südtirols sehen kann. Diese Dirndl und Lederhosen haben rein gar nichts mehr mit dem zu tun, was man heutzutage auf dem Oktoberfest in den Schickimicki-Zelten zu sehen bekommt.

Welches Dirndl, welches Hemd, welche Lederhosen?

Heute müssen die Münchner Damen der Gesellschaft schon im Januar/Februar damit beginnen, sich entsprechend auszustaffieren. Ein Designer-Dirndl kann schon mal bis 3.000 Euro kosten. Und mittlerweile kann sich der Herr von Welt seine Weste im gleichen Stoff passend zu seiner Dame dazuschneidern lassen.

Es geht kunterbunt einher. Viele Rüschen, Seide, Blumenkränze, Taft, Glitzer und alles, was eigentlich gar nicht an ein traditionelles Dirndl gehört, läuft tagtäglich über den großen Laufsteg der Theresienwiese.

Langsam kommt zum Glück der Trend zurück: „weniger ist mehr„. Die Farben der Dirndl werden etwas getragener, ruhiger und haben nicht mehr so viel Glitzer auf den Schürzen und die Herren kommen wieder im Trachtenjanker, Lederhosen und zünftiger daher.

Hier schaut man jetzt eher, dass man ausgefallene Hemden trägt, die einen von der Masse abheben. Oder auch mal bunte Socken. Apropos Schürzen: Es ist jedes Jahr aufs Neue ein Mysterium, wie man die Schleifen richtig bindet. Hier geht es zu einem kleinen Tutorial.

Besonders positiv ist mir das Augsburger Label „von G’Wild“ aufgefallen. Lifestyle-Hemden, die man mit einem Reißverschluss am Kragen ruckzuck verändern kann. Beim Kauf erhältst Du immer 2 Krägen: einen stilsicheren Kent- sowie einem modernen Stehkragen – und Du kannst z.B.: noch Variationen aus Lammnappa dazu kaufen. So hast Du mit einem Hemd verschiedenste Möglichkeiten es zu tragen.

Wie sagt unser Oberbürgermeister immer so schön nach dem Anzapfen des ersten Bierfasses am ersten Samstag Schlag Zwölf Uhr ? „O’zapft is – auf eine friedliche Wiesn“ – dem bleibt mir nichts mehr hinzuzufügen.

Autorin: Sabine Emmerich


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