Die Ursache für neuropathische Schmerzen sind Schädigungen oder Krankheiten des Nervensystems. Sie sind sozusagen der Verursacher der Schmerzen, die beispielsweise stechend, dumpf, bohrend, kribbelnd oder brennend sein können. Dies beeinflusst somit die Therapie. Auf der Suche nach den Ursachen vermuten Mediziner neben der Schädigung oder Erkrankung des Nervensystems meistens degenerative Auslöser, beispielsweise eine Osteoporose oder Gelenkarthrose. Neuropathische Schmerzen haben verschiedene wechselnde Symptome. Sie machen eine spezielle Behandlung erforderlich.
Was sind neuropathische Schmerzen?
Eine Neuropathie beschreibt im Allgemeinen einen Oberbegriff für viele verschiedene Erkrankungen des Nervensystems, vor allem des peripheren Nervensystems. Wer neuropathische Schmerzen hat, hat demzufolge auch eine Neuropathie. Es kommt zur fehlerhaften Schmerzweiterleitung und Schmerzverarbeitung. Entscheidend für die Entstehung des neuropathischen Schmerzsyndroms ist die Schädigung der Nervenfasern.
Daraus resultiert auch die Namensgebung: Das Wort neuro steht für Nerv und pathisch für krankhaft, verletzt. Rund zehn Prozent der chronischen Schmerzpatienten leiden unter neuropathischen Schmerzen. Dabei wird zwischen zentralen neuropathischen und peripheren neuropathischen Schmerzen unterschieden. Die peripheren Neuropathien gehen vom peripheren Nervensystem aus und die zentralen Neuropathien vom Rückenmark oder Gehirn.
Was sind die Auslöser der neuropathischen Schmerzen?
Zu den Ursachen der zentralen neuropathischen Schmerzen gehören im Alter beispielsweise:
- Rückenmarkverletzungen
- multiple Sklerose oder andere entzündliche Erkrankungen
- Apoplex
- Morbus Parkinson
- Hirnblutungen
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Traumen
Von peripheren neuropathischen Schmerzen sind vor allem Diabetiker betroffen. Das Wort „Polyneuropathie“ heißt „Erkrankung vieler Nerven“, zum Beispiel im Rahmen der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. In diesem Fall hat ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel die Nervenendigungen geschädigt. Zum Teil sind neuropathische Schmerzen auch die Folge einer Herpes-Zoster-Erkrankung.
Die neuropathischen Schmerzen sind bei der Gürtelrose, also Herpes zoster, die Folge einer Reaktivierung der Viren, die nach der Windpockeninfektion in den Nervenwurzeln verblieben sind. Nervenschmerzen können zudem auftreten, wenn aufgrund eines Engpass-Syndroms Nerven zusammengedrückt werden. Ein Beispiel ist das sogenannte Karpaltunnel-Syndrom am Handgelenk, das mit Nervenschmerzen, Taubheitsgefühlen und einer Muskellähmung einhergehen kann.
Neuropathische Schmerzen können auch durch eine Kompression eines Nervs, beispielsweise durch einen Tumor oder Bandscheibenvorfall entstehen. Auch eine Spinalkanalstenose verursacht neuropathische Schmerzen. Eine missglückte Operation, beispielsweise in der Form von Nervenquetschungen oder Nervendurchtrennungen und eine unbekannte Infektion können ebenfalls neuropathische Schmerzen verursachen. Eine Neuropathie kann daneben durch Alkohol ausgelöst werden.
Neuropathische Schmerzen – die Symptome
Wie sich neuropathische Nervenschmerzen äußern, ist maßgeblich von der Ursache abhängig. Die Symptome können im Laufe der Zeit wechseln und in der Intensität zu- und abnehmen. Die Anzeichen hängen von der genauen Ursache ab. Allgemein werden die Nervenschmerzen als brennend, stechend oder kribbelnd beschrieben. Betroffene können überaus berührungsempfindlich werden.
Leichte Berührungen können Schmerzen verursachen. Viele Erkrankte vermeiden es, schmerzhafte Körperteile zu bewegen. Die Muskeln, die diesen Körperteil steuern, können dadurch verkümmern, sodass die Beweglichkeit eingeschränkt wird. Bevor motorische Ausfälle auftreten, berichten Betroffene über Sensibilitätsstörungen. Auch Durchblutungsstörungen, Hautveränderungen und/ oder eine veränderte Schweißsekretion sind möglich, wenn das sympathische Nervensystem beteiligt ist.
Die Lebensqualität der Menschen, die unter chronischen neuropathischen Schmerzen leiden, wird erheblich beeinträchtigt. Die Behandlung gestaltet sich schwierig, da „klassische“ Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac bei den Betroffenen nicht wirken. Dies ist das Tückische. Die Schmerzen bleiben häufig über die Schädigung der Nervenfasern bestehen. Sie verselbstständigen sich und werden zu einer eigenständigen Krankheit. Neuropathische Schmerzen können zudem zu Angst und Depressionen führen. Dies wiederum kann die Schmerzen verschlimmern. Es kommt nicht selten vor, dass neuropathische Schmerzen, insbesondere, wenn sie länger anhalten, auf die Psyche Auswirkungen haben.
Neuropathische Schmerzen behandeln – welche Möglichkeiten gibt es?
Aufgrund des Risikos der Chronifizierung ist eine frühzeitige Diagnostik und Anwendung einer multimodalen Therapie nötig. Zu den Untersuchungen gehören die Magnetresonanztomographie und Bluttests. In den vergangenen Jahren hat sich auch die Quantitative Sensorische Testung als hilfreiche, aber ebenso aufwendige Untersuchung etabliert.
Die Statistik ist jedoch erschreckend, denn Menschen mit neuropathischen Schmerzen brauchen in der Regel zwei bis drei Jahre und mehrere verschiedene Ärzte, bis die Schmerzen diagnostiziert werden. Das ist ein großes Problem, denn gerade bei den neuropathischen Schmerzen spielt der Aspekt Zeit eine sehr wichtige Rolle. Je rascher und intensiver die Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Die Behandlung sollte ganzheitlich und individuell erfolgen. Oftmals muss probiert werden, welche Behandlung am besten hilft. Der erste und wichtigste Schritt ist immer, die Ursachen zu ermitteln, um eine passende Behandlung einzuleiten. Medikamentös gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Geeignet sind trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin. Für geriatrische Patienten ist das Mittel allerdings ungeeignet.
- Daneben können die beiden Kalziumkanal-Liganden Gabapentin und Pregabalin zum Einsatz kommen. Leider sind teilweise erhebliche Nebenwirkungen wie Schwindelgefühle, Schläfrigkeit oder Ödeme möglich.
- Duloxetin ist für die diabetische Polyneuropathie zugelassen.
- Der SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) ist relativ gut verträglich. SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wirken bei neuropathischen Schmerzen nicht.
Die jeweiligen eingesetzten Medikamente müssen stets individuell ausgewählt werden. Dabei spielt zum einen die Ursache eine Rolle und zum anderen müssen Nebenwirkungen so gering wie möglich gehalten werden.
Zunehmend kommen zur Therapie der neuropathischen Schmerzen ebenso örtliche Betäubungsmittel und Präparate mit Capsaicin dem Inhaltsstoff von Chili, zum Einsatz. Zu den nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gehören physikalische Maßnahmen, Ergo- und Psychotherapie und eine Behandlung mit TENS (transkutane elektronische Nervenstimulation). Bei der diabetischen Polyneuropathie sollen Hand- und Fußbäder in Raps-Samen hilfreich sein.
Fazit
Neuropathische Schmerzen können durch verschiedene Formen einer Nervenschädigung auftreten. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Die Nervenschmerzen können eine Vielzahl an unterschiedlichen Ursachen haben. Diese gilt es, rasch zu ermitteln, damit frühzeitig eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann. Wichtig ist das Risiko einer Chronifizierung. Die Veränderungen können sich mit der Zeit verselbständigen und somit irreversibel werden. Dies bedeutet, dass eine irreversible Neuropathie entstehen kann.
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