Die Neophobie beschreibt die Angst vor etwas Neuem. Dies ist eine der eher weniger bekannten Angststörungen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, lies diesen Artikel weiter. Du erfährst hier, was die genauen Anzeichen, Symptome, Ursachen und möglichen Behandlungen sind. Die Neophobie kann man auf verschiedene Weise überwinden. Sie reiht sich in die Liste der Angststörungen und spezifischen Phobien ein.
Angst ist zunächst einmal nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil: Sie tritt mit dem Ziel auf, den Körper vor einer möglichen Gefahr zu schützen. Doch es gibt auch Ängste, die so stark ausgeprägt sind, dass sie den Alltag der Erkrankten wesentlich einschränken. Dann spricht man von einer Angst- oder Panikstörung.
In diesen Bereich fällt auch die Neophobie, die viele vielleicht unter dem Begriff nicht kennen, aber die Beschwerden und Symptome, die damit einhergehen, haben wahrscheinlich viele schon erlebt, wenn auch in milder Form, sodass man nicht von der Neophobie reden muss.
Angst vor Veränderung oder vor unbekannten Situationen kennen sicher viele, beispielsweise vor einer neuen Arbeit oder einem Umzug in einen anderen Ort. Gegen diese Angst ist nichts einzuwenden. Es ist völlig normal, dass man mit neuen Herausforderungen vielleicht etwas unsicher und ängstlich umgeht.
Manchmal ist diese Angst vor Neuem allerdings zu groß und einschränkend. Dann wird von der Neophobie gesprochen. Wovor Betroffene Angst haben, kann völlig verschieden sein. Doch das Merkmal der Angststörung ist „neu“. Gering ausgeprägtes neophobes Verhalten kennen Eltern auch von ihren Kindern, wenn sie beispielsweise „Angst“ vor Lebensmitteln haben, die sie nicht kennen.
Die Situationen, in denen sie auftreten kann, sind vielfältig, zum Beispiel:
- Erster Arbeitstag oder bei Kindern erster Schultag
- Unbekannter Ort
- Neue Erfahrung, die man noch nie erlebt hat
- Lebensmittel-Neophobie: Angst, neue Lebensmittel zu probieren, beispielsweise aufgrund des Aussehens, Geschmacks, Geruchs oder vergangener negativer Erfahrungen
Unter Kindern, vor allem Kleinkindern, ist dieses Phänomen bekannt. Sie müssen neue Geschmäcker erst lernen und sind daher oft unsicher und legen ein ablehnendes Verhalten an den Tag.
Kinder lernen neue Geschmäcker kennen und mögen, wenn ihnen Eltern unbekannte Nahrungsmittel immer wieder anbieten. Auch bei Erwachsenen kann die Lebensmittel-Neophobie auftreten und in schweren Fällen zur Essstörung werden. Dies ist der Fall, wenn damit eine Einschränkung oder Vermeidung der Nahrungsaufnahme einhergeht.
Jede Art von Veränderung im Leben oder in der Routine kann die Symptome der Neophobie auslösen. Daher fällt es schwer, alle möglichen Bereiche aufzuzählen.
Angesichts der neuen Situation, Umgebung, fremden Personen oder anderer Gegebenheit erzeugt dies bei Betroffenen Nervosität und ein Spannungsgefühl. Diese Reaktion kann natürlich auch bei nicht Erkrankten auftreten und völlig normal sein, sofern sich das Ausmaß des Empfindens in Grenzen hält.
Bei Erkrankten ist die Reaktion übertrieben und beeinträchtigt den Alltag erheblich. Die Neophobie geht mit einer unkontrollierbaren Angst einher. Sich der Situation auszusetzen, löst eine große Überwindung aus oder ist gar nicht machbar. Es mangelt an Bewältigungsressourcen. Betroffene sind daher sehr routinemäßig und bevorzugen etablierte Lebensmuster und Vertrautes.
Die Neophobie erzeugt die Befürchtung, dass man die neue Situation nicht beherrschen kann. Auch eine Reizbarkeit, Traurigkeit und Unbehagen sind mögliche Symptome. Der Betroffene meidet beispielsweise soziale Kontakte zu anderen oder neue Orte, die er noch nicht besucht hat.
Auch körperliche Symptome sind möglich, wie:
- Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
- Atemnot
- Vermehrtes Schwitzen
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Magenbeschwerden
Im Laufe der Jahre und des Lebens stehen die verschiedensten Veränderungen an. Dies gilt für jeden. Nach dem Kindergarten folgt die Schule. Danach kommen die Ausbildung oder der Besuch der Universität. Sehr häufig geht dies mit einem neuen Wohnort einher. Auch das Umfeld und die Freunde verändern sich. Doch viele haben Angst vor irgendwelchen Veränderungen. Dafür gibt es verschiedene mögliche Gründe:
Schlechte Erfahrungen und traumatische Situationen
Zum einen kann es an schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit liegen. Betroffene möchten Entsprechendes nicht noch einmal erleben und entwickeln daher Ängste. Dabei kann eine einmalige negative Erfahrung genügen, um nachhaltige Ängste zu schüren. Im Unterbewusstsein wird in der Zukunft bei jeder Veränderung davon ausgegangen, dass sie ebenso schief läuft. Traumatische Situationen können ebenso ein Grund sein.
Mangelndes Selbstbewusstsein
Häufig resultiert die Angst vor Veränderung aus einem zu geringen Selbstbewusstsein. Betroffenen gelingt es nicht, sich an neue Situationen anzupassen. Die Angst entsteht durch die Unsicherheit, dass man der Veränderung nicht gewachsen ist und damit nicht umgehen kann.
Perfektionismus
Auch Perfektionismus kann eine Neophobie auslösen. Man hat Angst, den Ansprüchen, die man an sich selber oftmals viel zu hoch ansetzt, nicht gerecht zu werden.
Kontrollverlust
Angst vor Veränderung entsteht bei manchen auch dadurch, dass sie einen Kontrollverlust befürchten. Es lässt sich nicht genau einschätzen, wie alles verläuft.
Die Krankheit kann Betroffene das gesamte Leben lang begleiten, aber birgt aufgrund des hohen Stressfaktors gesundheitliche Risiken. Anstatt vor Neuem Angst zu haben, sollte man Vorfreude immer wieder zulassen.
Zudem sollte man sich bei auftretender Angst bewusst machen, was schlimmstenfalls passieren könnte. Zudem hilft es, die Ursachen zu erforschen. Dabei kann ein Psychotherapeut helfen und Bewältigungsstrategien aufzeigen. Auch an Eigenschaften wie mangelndem Selbstwertgefühl zu arbeiten, kann sinnvoll sein.
Verschiedene Faktoren können zur Entwicklung der Neophobie führen. Den Ursprung der Krankheit genau zu bestimmen, kann sehr schwierig sein. Es muss auch nicht bei jedem ein Ereignis geben, das die Phobie auslöst.
Die genetische Veranlagung kann ebenso genügen. Neophobie lässt sich durch Psychotherapie behandeln. Dabei werden die Ursachen ergründet, das Selbstbewusstsein wird gestärkt und der Betroffene bei einer Verhaltenstherapie schrittweise mit neuen Situationen konfrontiert, um die Angst zu verlieren.
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