Muay Thai oder auch Thai-Boxen genannt gilt als der Nationalsport Thailands. Die Popularität ist vergleichbar wie die des Fußballs in Deutschland. Jede Provinz hat ihr eigenes Stadion, wo Kämpfe anschließend im Fernsehen übertragen werden. Die Muay Thai Fans versammeln sich in Straßen-Restaurants und Nudelshops, wo sie ihre Kämpfer anfeuern. Der Lärm ist auf den Straßen überall zu hören.
Thaiboxen gilt als Vollkontaktsportart, wobei die Hände, Ellbogen, Beine und Knie zum Angriff und zur Abwehr verwendet werden dürfen. Schlagen, Treten und sogar den Gegner zu Boden bringen ist erlaubt. Sie gilt als aggressiv und verlangt eine gute Kondition und Koordination beim Training.
Geschichte von Muay Thai
Der Ursprung dieser Kampfsportart ist von Krabi Krabong abgeleitet worden, das damals mit Waffen ausgeübt wurde. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Muay Thai zu einem modernen Kampfstil, der nach Reglement und Vorschriften der Verbände in Thailand ausgeübt wird. Der erste offizielle Ringkampf in Thaiboxen fand 1921 statt. 1929 kamen zum ersten Mal Boxhandschuhe zum Einsatz und ersetzten Handbandagen. Als Tiefenschutz benutzten die Thai-Kämpfer Kokosnussschalen. Dabei dauerte eine Wettkampfrunde so lange, wie eine Kokosnussschale auf dem Wasser schwamm. Ein Jahr später führte man Rundenzeiten ein, je nach Gewichtsklasse von 2×2 Minuten bis maximal 5×3 Minuten.
Tradition beim Muay Thai
Viele Kampfsportbegeisterte werden den weltberühmtesten Thaiboxkämpfer „Buakaw por Pramuk“ kennen. Die Tradition besagt das Tragen eines Spitznamens. Der Spitzname ist der Name des Gyms in Thailand, an dem der Thaiboxer trainiert. Buakaw por Pramuk heißt mit bürgerlichem Namen Sombat Banchamek. Der bürgerliche Name wird dabei jedoch nicht erwähnt.
Der traditionelle Stil, der heute noch ausgeübt wird, ist Muay Thai Boran. Dieser gilt als sehr komplex und wird mit verschiedensten Waffen ausgetragen. Bei Muay Thai hingegen steht der Sieg, genauso wie die Wetteinsätze während des Kampfes, im Vordergrund.
Techniken beim Muay Thai
Beim Thaiboxen dürfen unterschiedliche Techniken eingesetzt werden. Ellenbogen- und Knietechniken sind erlaubt, genauso wie Fuß- und Schienbeintechniken gegen den Gegner. Clinchen ist sehr beliebt, dabei klammern sich die Thaiboxer gegenseitig und treten sich mit den Knien. Dadurch wird in den meisten Fällen das Gleichgewicht gebrochen. Muay Thai Kämpfe sind sehr brutal und Tritte gehen nicht nur zum Oberschenkel, auch zum Rippenbereich oder sogar zum Kopf des Gegners. Auch das Festhalten des gegnerischen Beines ist erlaubt.
Verteidigungsmauer „Wall of Defense“
Mit Ellbogen, vorderen Armen und verteidigenden Knien bildet der Thaiboxer ein Schutzschild, das sehr schwer zu durchbrechen ist. Es geht im Thaiboxen nicht nur rein um Angriff, sondern auch Verteidigungstechniken gehören zum Kampf. Vor allem wo Kämpfe über alle 5 Runden gehen. Natürlich gibt es Mittel, die Verteidigungsmauer zu durchbrechen. Gegen einen Round Kick oder Kniestoß ist die Verteidigungsmauer oft machtlos. Effektiv sind Attacken, die aus einer defensiven Stellung in die Offensive umgewandelt werden. Außerdem ist die Wall of Defense die erste Technik, die ein Kämpfer erlernen sollte, um im Ring nicht al zu viel einzustecken.
Der Ellbogen
Das gefährlichste Kampfmittel im Muay Thai ist der Ellbogen gegen den Kopf des Gegenübers. Bei einer schnellen Ausführung hinterlässt die Ellenbogen-Attacke tiefe Schnittwunden. Knock-outs sind bei diesem Schlag keine Seltenheit und führen oft zum Sieg. Sogar Todesfälle sind durch die Ellenbogentechnik bekannt. Der ausführende Angreifer muss sich sehr nahe an den Gegner herantasten, um diesen Schlag auszuführen. Dazu begibt er sich in eine sehr gefährliche Situation.
Das Knie „Nak Muay“
Eine sehr effektive Technik ist es, den Kopf des Gegners nach unten zu drücken und mit den Knien zu traktieren. Das beliebteste Manöver ist das fliegende Knie, welches die härteste Verteidigung durchbrechen kann. Die Begeisterung des Publikums kennt dabei keine Grenzen.
Round Kick (Thai) und Fuß-Stoß (Teep)
Der Round Kick oder auch Thai genannt ist mein persönlicher Lieblingskick. Dabei kommt die Kraft aus der Drehung der Hüfte, während das Standbein nach außen gedreht wird und der Kick mittels Schienbein wie eine Peitsche den Gegner trifft. Es kursieren viele Videos im Internet, wo Muay Thai Kämpfer mit dieser Technik Bananenbäume umkicken. Diese Technik ist wirklich ein Mauerbrecher und erzielt verheerende Schäden beim Gegner.
Dieser Fuß-Stoß ist eine defensive Technik, wobei der Gegner zurück gestoßen wird. Er wird auch im Angriff eingesetzt und kann größere Gegner niederstrecken. Der Einsatz dieser Technik erfolgt gegen die Körpermitte des Gegners. Die Kraft kommt ebenfalls aus der Hüfte.
Verbotene Techniken beim Muay Thai
Ganz klar sind Schwerter, Stöcke oder Spezialwaffen, die im traditionellen Muay Thai Boran eingesetzt wurden, beim modernen Muay Thai nicht erlaubt. 1995 wurden neue Regeln aufgestellt, wodurch gefährliche Techniken ausgeschlossen wurden. Wie in fast jedem Kampfsport ist das Nachschlagen, sobald der Gegner am Boden liegt, verboten. Kopfstöße werden ebenfalls nicht mehr toleriert. Würfe sind genauso wenig erwünscht. Teilweise dürfen Schläge den Rückbereich und die Knie nicht treffen. Diese Regeln gelten nur in Thailand.
Rituelle und Spirituelle Zeremonien
Die rituellen und spirituellen Zeremonien „Wai Khru“ werden zum Beginn einer Runde als Respekt vor dem Lehrern und der Schule bezeugt. Auch der rituelle Tanz „Ram Muay“ wird vorgeführt. Diese Zeremonien sind bei den Fans sehr beliebt und verleihen dem harten Sport eine Eleganz. Auf dem Weg zum Ring werden die Thaiboxer von einem dreiteiligen Orchesters „Phipat“ begleitet, im Ring angekommen verbeugen sie sich zunächst in Richtung des eigenen Geburtsortes. Dann nach Nord, Süd, Ost und West – dadurch werden die Lehrer, seine Schule und die Geister geehrt. Zuletzt folgt ein langsamer Tanz, um die Aufmerksamkeit zu erhalten und Kraft zu demonstrieren.
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