Bei Morbus Basedow handelt es sich um eine häufig auftretende Autoimmunerkrankung der Schilddrüse: Spezifische Antikörper lösen autoimmun bedingte Entzündungen aus. Bei Morbus Basedow führen sie zur Schilddrüsenüberfunktion. Diese Erkrankung gilt als häufigste Ursache dafür. Daneben kann Morbus Basedow die Augen, Unterschenkel, Füße und Hände betreffen. Bei Frauen tritt sie rund fünf Mal so oft auf wie beim Mann. Die Betroffenen sind, wenn sie die Diagnose erhalten, meist 30 bis 40 Jahre alt. Doch auch Kinder sowie ältere Menschen können davon betroffen sein. Lese im folgenden Ratgeber alles Wissenswerte rund um die Erkrankung Morbus Basedow, die umgangssprachlich auch Basedow’sche Krankheit genannt wird.
Die Schilddrüsenüberfunktion Morbus Basedow
Hinter einer Schilddrüsenüberfunktion verbirgt sich meistens ein Morbus Basedow. Hierbei handelt es sich um eine relativ häufig auftretende Erkrankung der Schilddrüse, von der vor allem Frauen betroffen sind. Die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die nach dem deutschen Mediziner Carl Adolph von Basedow benannt ist, kann nicht nur zur Schilddrüsenüberfunktion führen, sondern auch andere Organe wie die Augen können betroffen sein.
Es ist eine langwierige Erkrankung des Immunsystems, die chronisch ist und meistens in Schüben verläuft. Die eigentliche Funktion des Immunsystems ist es, den Organismus vor Erkrankungen zu schützen und Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze mit der Hilfe von Antikörpern abzuwehren. Doch bei dieser und auch anderen Autoimmunerkrankungen erkennt das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Körperzellen bestimmter Organe nicht als die eigenen, sondern als fremde und versucht sie daher zu bekämpfen.
Vom Abwehrsystem werden sozusagen Stoffe produziert, die sich auch gegen körpereigene Substanzen und nicht nur gegen die fremden Eindringlinge richten. Die Schilddrüse ist häufig betroffen. Neben Morbus Basedow wird die Krankheit daher auch „Immunhyperthyreose“ genannt. „Immun“ steht dafür, dass der Auslöser eine Immunerkrankung ist und „Hyperthyreose“ heißt die „Schilddrüsenüberfunktion“ in der medizinischen Fachsprache. Warum das Immunsystem bei den Erkrankten mit Morbus Basedow diese Antikörper gegen das körpereigene Gewebe bildet, ist bislang noch unklar.
Wie kommt es zu Morbus Basedow?
Das Immunsystem bildet bei Morbus Basedow irrtümlicherweise gegen den TSH Rezeptor Antikörper. Diese verursachen in der Schilddrüse eine Entzündung und sie stimulieren sie. In der Folge kommt es zur Bildung der Antikörper gegen die Rezeptoren auf der Oberfläche der Schilddrüsenzellen. Sie werden somit dazu angeregt, verstärkt Schilddrüsenhormone zu produzieren. Daraus resultieren eine Vergrößerung der Schilddrüse und die Schilddrüsenüberfunktion mit den damit einhergehenden Symptomen.
Die TSH Rezeptor Antikörper können zudem an andere Gewebsstrukturen binden. Hierbei kann es zum Beispiel zu den sogenannten Basedow’schen Glotzaugen kommen, bei denen sich das Gewebe hinter dem Auge entzündet, während sich beim prätibialen Myxödem das Bindegewebe am vorderen Unterschenkel entzündet. Vor allem bei Rauchern konnte festgestellt werden, dass sie, wenn sie unter Morbus Basedow leiden, auch viel häufiger als Nichtraucher eine Beteiligung der Augen entwickeln.
Außerdem kann die Basedowsche Erkrankung das Bindegewebe der Hände und Füße betreffen. Herzbeschwerden oder Symptome, die für die Wechseljahre typisch sind, können ebenso aus einer Überfunktion der Schilddrüse resultieren. Das Gleiche gilt für Verstimmungen, Müdigkeit und Schwächeanfälle. Morbus Basedow kann für viele Beschwerden verantwortlich sein, doch sie werden häufig nicht damit in Verbindung gebracht. Doch dies kann gravierend sein, denn eine Fehlfunktion kann fatale Folgen haben: Durch die Antikörper können die betroffenen Strukturen verändert und sogar zerstört werden. In der Folge können sie ihre Funktionen nicht mehr wie gewünscht wahrnehmen.
Die Funktionen der Schilddrüse
Die Schilddrüse liegt unterhalb des Kehlkopfs, genau genommen vor der Luftröhre. Sie bildet unterschiedliche Hormone, die viele verschiedene Körperbereiche maßgeblich beeinflussen, beispielsweise:
- Stoffwechsel
- Körpertemperatur
- Herz-Kreislauf-System
- Zentralnervensystem
- Muskeln
- Menstruation
Die Antikörper, die bei Morbus Basedow produziert werden, sorgen dafür, dass die Schilddrüse ständig Hormone produziert, sodass eine Überproduktion stattfindet und die Funktionen des Körpers in der Folge aus dem Gleichgewicht geraten. Bei Morbus Basedow kommt es daher zu zahlreichen Beschwerden. Ohne eine gezielte Behandlung können sie die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Gibt es Risikofaktoren für die Entstehung von Morbus Basedow?
Ja, bestimmte Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Eine erbliche Vorbelastung: Morbus Basedow tritt in einigen Familien gehäuft auf. Daher wird vermutet, dass genetische Einflüsse das Auftreten von Morbus Basedow begünstigen. Bestimmte Genveränderungen werden in diesen Fällen als Ursache der Krankheit vermutet. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, ob und wann die Krankheit ausbricht. Manchmal folgt der Ausbruch auf eine Virusinfektion oder auch schwerwiegende psychische Belastung. Doch es gibt auch Fälle, in denen die Betroffenen aus absolutem Wohlbefinden heraus daran erkranken.
- Geschlecht: Das Geschlecht spielt bei dieser Erkrankung eine entscheidende Rolle, da Frauen, wie bereits erwähnt, häufiger als an Morbus Basedow erkranken als Männer.
- Bereits vorhandene Autoimmunerkrankungen: Wenn schon andere Autoimmunerkrankungen vorliegen wie Diabetes Typ-1, kann sich das Risiko erhöhen, an Morbus Basedow zu erkranken. Morbus Basedow tritt oft mit anderen Autoimmunerkrankungen zusammen auf, auch mit Morbus Addison, einer Unterfunktion der Nebennieren.
- Stress: Vor allem bei einer erblichen Vorbelastung kann durch Stress das Risiko für die Entstehung von Morbus Basedow ansteigen.
- Rauchen: Rauchen beeinflusst im Allgemeinen das Immunsystem negativ und kann auch das Risiko für das Auftreten von Morbus Basedow erhöhen.
Oftmals lässt sich die genaue Ursache für die Entstehung von Morbus Basedow nicht ermitteln. Eine Kombination verschiedener Auslöser ist ebenso möglich.
Wie ist der Krankheitsverlauf?
Die Überfunktion der Schilddrüse bleibt oftmals einige Zeit unbemerkt, da verschiedene Symptome wie Gewichtsverlust oder beschleunigte Verdauung damit nicht in Verbindung gebracht werden. Vor allem zu Beginn der Erkrankung sind sie dezent und unspezifisch. Stärker ausgeprägte Symptome können im Laufe der Zeit jedoch zu einer großen Einschränkung führen. Dann gesellen sich neben den charakteristischen Symptomen wie der Schilddrüsenvergrößerung (Struma) häufig noch folgende Beschwerden dazu:
- Herzrasen und beschleunigter Pulsschlag
- vermehrtes Schwitzen und feuchte Haut
- Muskelschwäche
- Schlafprobleme
- Augenbeschwerden
- verringerte körperliche und seelische Belastbarkeit
Weitere häufige Symptome sind:
- Nervosität, Unruhe bis bin zur Reizbarkeit und Aggressivität
- Zittern
- Schwäche und Erschöpfung
- Haarverlust
- Durchfall
- Verstärktes Wasserlassen
- sexuelle Unlust
Es müssen nicht alle Symptome gleichzeitig oder gleich schwer auftreten. Zum Teil steht ein bestimmtes Symptom im Vordergrund. Meist ist es so, dass je länger und ausgeprägter die Überfunktion besteht, desto gravierender sind auch die Symptome. Beschwerden mit den Augen können sehr unangenehm sein, beispielsweise Glupschaugen, Druck oder das Gefühl eines Fremdkörpers im Auge, trockene Augen inklusive Rötung und Entzündung oder vermehrter Tränenfluss, geschwollene Augenlider oder Schmerzen bei den Bewegungen der Augen. Auch Verschwommen sehen, Doppelbilder bis hin zum Sehverlust sind bei einer ausgeprägten Form möglich.
Wie sieht die Behandlung von Morbus Basedow aus?
Wenn der Verdacht auf Morbus Basedow besteht, werden meistens zunächst einmal die Schilddrüsenwerte anhand einer Blutuntersuchung bestimmt, um eine Überfunktion der Schilddrüse nachzuweisen oder auszuschließen. Im Falle der Krankheit ist die Menge der zwei Hormone Trijodthyronin und Tetrajodthyronin erhöht, während das TSH erniedrigt ist. Zudem können gleichzeitig die schilddrüsenstimulierenden Antikörper nachgewiesen werden. Morbus Basedow lässt sich dadurch von weiteren Formen der Schilddrüsenüberfunktion unterscheiden.
Die Größe der Schilddrüse lässt sich mittels Ultraschalluntersuchung ermitteln. Bei der Behandlung geht es darum, die Schilddrüsenstoffwechsellage optimal einzustellen und in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Patienten erhalten Thyreostatika wie Thiamazol oder Carbimazol. Diese Medikamente dienen der Hemmung der Produktion der Hormone in der Schilddrüse. Anfangs werden bei entsprechenden Beschwerden wie Herzrasen zusätzlich Betablocker zur Linderung der Beschwerden gegeben.
Zur Beurteilung einer eventuellen Mitbeteiligung der Augen ist eine augenärztliche Kontrolle empfehlenswert. Dabei wird auch strukturell verändertes Gewebe erkannt. Zu beachten ist: Auch nach der Behandlung der Schilddrüsenerkrankung kommt es bei ungefähr der Hälfte der Patienten in den nächsten zwei Jahren zur Aktivierung der Augenerkrankung. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt sind daher auch ohne Beschwerden wichtig.
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Fazit
Bei Patienten mit Morbus Basedow kommt es meist zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und vielen weiteren Beschwerden wie hervortretende Augäpfel und Herzrasen. Letztendlich ist die Bandbreite der Krankheitsbilder sehr groß. Die Schilddrüse produziert im Falle der Erkrankung zu viel Hormon, wodurch die Stoffwechselprozesse in der Folge auf Hochtouren laufen. Der gesamte Körper ist davon betroffen.
Für die Behandlung von Morbus Basedow gibt es folgende Möglichkeiten: Medikamente, Radiojodtherapie und Operation. Zunächst einmal muss mit Ersterem die Überproduktion des Schilddrüsenhormons gebremst werden. Die Schilddrüse kann entweder durch die Gabe von radioaktivem Jod oder auf operativem Wege verkleinert werden. Bei weiteren Beschwerden wie der Augen müssen diese ebenso behandelt werden.
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