Italien gilt als sehr beliebtes Reiseziel, als Land mit reicher Historie und natürlich als die Weinnation schlechthin – obwohl Spanien und Frankreich wohl Einwände hätten. Wenn Du von Italien hörst, denkst Du wahrscheinlich an Dolce Vita, Rom oder die Mittelmeerküste. Kaum jemand verbindet mit Italien die Abruzzen.
Die Abruzzen gehören historisch zu Süditalien und geografisch zu Mittelitalien. Für viele Reisende gehören sie einfach zu dem Teil, den sie bei einer Rundreise eher auslassen. Die Abruzzen-Region gilt somit als echter italienischer Geheimtipp – es sei denn, Du bist ein Weinkenner. Denn dann hast Du wahrscheinlich schon mal von Controguerra, Terre Tollesi oder Montepulciano gehört.
Montepulciano Rotwein und Trebbiano Weißwein: Sie sind typisch für die Abruzzen
Es hat schon seine Gründe, dass die Abruzzen hinter der Toskana, Apulien und Umbrien weniger Beachtung finden. Italien lebt und liebt Weine. Die Abruzzen sind da keine Ausnahme – doch hier wird meist auf eine ertragsreiche Produktion von Wein gesetzt, nicht auf die qualitativ hochwertigste.
In Abruzzen wird also Wein angebaut, aber nicht unbedingt gefeiert. Über die Grenzen Italiens hinweg sind lediglich der Weißwein Trebbiano d’Abruzzo und der Rotwein Montepulciano d’Abruzzo wirklich bekannt. Dafür haben diese zwei Weine einen sehr guten Ruf. Montepulciano Rotwein gilt als schwer und hat einen hohen Alkoholgehalt. Bei Lagerung erhält er zusätzlich eine Tabak- und Pflaumennote. Trebbiano Weine sind wiederum stark geschichtsbehaftet – Aufzeichnungen über die Rebsorte reichen bis ins Antike Rom zurück. Trebbiano Trauben werden nicht nur in Abruzzen angebaut, sondern auch in Frankreich, Argentinien und Australien.
Mehr als nur eine Weinregion: Die unterschätzte Kultur der Abruzzen
Aber was haben Dir die Abruzzen noch zu bieten, außer ein feines Glas Montepulciano Rotwein? Nun, wenn eine Region für stark alkoholhaltige Weine bekannt ist, dann lässt sich dort wohl auch gut feiern. Denn die Abruzzen sind bekannt für ihre vielen kleinen Feste.
Sagra nennen sie es – ein Fest mit einem kulinarischen Thema. Heidnische Bräuche und religiöse Darstellungen treffen sich bei Festen in den Abruzzen. Fahnenschwinger, reichlich Wein und Feuerwerk gehören selbst in den kleinsten Städten zu einem festlichen Abend dazu. Du bekommst bei einer Reise in diese Region also nicht unbedingt Freizeitparks, bekannte Bauwerke oder Touristen-Specials. Wenn Du Italien und die italienische Kultur richtig erleben möchtest, wirst Du hier genau richtig sein.
Der Tourismus in den Abruzzen: Der Wandel schreitet voran
Da die Abruzzen als unterschätzte Reiseregion gelten, beginnt langsam ein Wandel. Denn lokale Politiker und Kultureinrichtungen wissen natürlich, dass ihnen dadurch Gelder entgehen. Daher verändert sich die Region nach und nach – Tourismus wird auch hier mittlerweile großgeschrieben.
Die Abruzzen mussten allerdings erst einmal herausfinden, was genau sie anzubieten haben. Die Antwort: sehr viel! Denn die Region erstreckt sich von der Adriaküste über einen schmalen Flachland-Abschnitt bis in den Abruzzischen Apennin. Die darin gelegenen Skigebiete sind kleiner und unbekannter als die in den Alpen. Zahlreiche Teile der Region sind für Wintersport auch einfach ungeeignet – die Abruzzen haben ihren rustikalen Ruf nicht ohne Grund erhalten.
Für Wanderer und Bergsteiger ist die ruhigere Lage im Vergleich zu Nord- oder Süditalien allerdings ideal. Denn die Abruzzen sind geprägt von Wanderwegen. Noch wirst Du hier nicht von Touristenströmen überrannt. Somit ist hier sogenannter sanfter Tourismus dominant. An der Adriaküste findest Du hingegen auch klassische Resorts und eine typische touristische Küstenaufmachung.
Das Highlight für Naturliebhaber: Die Abruzzen überzeugen mit Parks und Naturschutz
Circa ein Drittel der Fläche der Abruzzen steht unter Naturschutz. Das ist eine wundervolle Nachricht für jeden, der die negativen Folgen von Tourismus nicht ignorieren möchte. Denn die beliebtesten Reiseregionen Italiens sind mittlerweile kaum noch von der italienischen Kultur geprägt und immer mehr Naturflächen fallen Massentourismus zum Opfer. Nicht aber in den Abruzzen.
Denn indem auf den massiven Ausbau von Wanderstrecken oder Tourismusangeboten verzichtet wird, bleibt die Region ruhig und naturbelassen. Natürlich muss sich die Tourismusindustrie auf Besucher vorbereiten – Du findest also durchaus auch Luxushotels oder geführte Rundgänge. Aber eben auf einem ganz anderen Niveau als in Rom oder Neapel.
Zu den bekanntesten Regional- und Nationalparks in den Abruzzen gehören Gran Sasso und Majella. Braunbären und Steinadler leben hier Tür an Tür. Täler und Flüsse zieren die Landschaft genauso wie die Weingebiete, die unter anderem den angesprochenen Montepulciano Rotwein hervorbringen.
Fazit: Die Abruzzen bieten Dir Italien und Natur pur
Wenn Du nach einem Reiseziel suchst, das viel Party und Luxus bietet, sind die Abruzzen vielleicht nicht ideal. Reist Du hingegen gerne ruhiger, willst die Kultur einer Region aufsaugen und magst kleine Feste, dann solltest Du auf jeden Fall die Abruzzen in Erwägung ziehen. Noch gelten sie als gut geschützter Geheimtipp – wer weiß, wie lange das noch der Fall ist?
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