Der Begriff Midlife Crisis bedeutet ins Deutsche übersetzt „Mittlebenskrise“ und beschreibt einen psychischen Zustand, in dem man sich in verschiedener Hinsicht unsicher fühlt und von Selbstzweifeln geplagt wird. Meist betrifft dies den Lebensabschnitt zwischen 40 und 45 bis Anfang 50. Manche Menschen sind auch schon im Alter von 30 Jahren davon betroffen. Die Zufriedenheit der Menschen verläuft wie eine U-Kurve. In jungen Jahren erfahren sie einen Gipfel der Zufriedenheit und dann geht es abwärts. Zunächst geschieht dies langsam, doch in der Lebensmitte kommen viele Menschen ganz unten beim U an. Dies wird als die Midlife-Crisis bezeichnet. Später geht es dann wieder aufwärts und im Alter erreicht das Wohlbefinden einen zweiten Höhepunkt.
Die Ursachen für die Midlife Crisis
Die Midlife Crisis zieht sich durch alle Schichten und Nationen, auch wenn der Begriff eher mit den Männern in Verbindung gebracht wird. Der Grund für die Midlife Crisis ist, dass die Menschen in der Mitte des Lebens für Sinnkrisen und eine Unzufriedenheit anfälliger sind. Dies zeigt sich auch an den Fakten, dass das Risiko für eine Depression nie größer ist als im Alter von 40 bis 50. Dabei spielt es keine Rolle, ob weiblich oder männlich, arm oder reich, ledig oder verheiratet. Zwischen 40 und 50 ist eine Übergangsphase, die ein hohes Krisenpotenzial aufweist, wobei die Stimmung mit ungefähr 44 Jahren häufig einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Das Krisenpotenzial in dieser Lebensphase hat unterschiedliche Gründe: Beruflich treten viele Menschen auf der Stelle, die Partnerschaften zeigen Abnutzungserscheinungen und häufig kommen bei der Arbeit und im familiären Umfeld auch noch Stress und Verantwortung hinzu. Der Auszug der Kinder ist ein weiterer erschwerender Punkt und ihr Übriges tun die körperlichen Veränderungen, beispielsweise die ersten grauen Haare, Falten, Fettpolster, eine sinkende Libido etc. Es wird einem immer bewusster, die Jugend ist vorbei, das Alter naht. Oftmals treten in der Lebensmitte auch noch belastende Lebensereignisse wie Trennungs- und Verlusterfahrungen, Langzeitarbeitslosigkeit, körperliche Krankheiten etc. auf. Dies alles genügt für eine Midlife-Crisis.
Betrifft die Midlife Crisis alle Menschen?
Die Krise trifft viele, aber dennoch nicht alle Menschen. Menschen, die in der Lage sind, mit verschiedenen Veränderungen gut umgehen zu können, sind von der Midlife-Crisis weniger betroffen. Sehr gewissenhafte und verantwortungsvolle Menschen hingegen, die perfektionistisch veranlagt sind und im Leben immer alles richtig machen möchten, sind eher davon betroffen. Ob man eine Midlife Crisis überhaupt entwickelt und wie man in der Lage ist, diese Krise zu überwinden, ist von den Strategien zur Bewältigung der Probleme, die von Mensch zu Mensch verschieden ist, abhängig. Auch davon, wie man sich neuen Anforderungen anpassen und damit umgehen kann. Wie bereits erwähnt, trifft es zudem Männer stärker. Frauen wissen sich abzulenken. Sie nehmen sich eine Wellness-Auszeit, sie vertrauen sich Geschwistern, Freundinnen oder Psychotherapeuten an und federn auf diese Weise die große Krise ein wenig ab. Männer neigen in der Midlife Crisis eher zu einer Affäre. Häufig verlassen sie auch ihre Frau oder kündigen ihre Arbeit und durchziehen einen radikalen Schnitt. Dies liegt in erster Linie daran, dass sie über ihre Probleme weniger reden und die Midlife Crisis dann rasant ausbricht. Dass der Begriff Midlife Crisis eher dem männlichen Geschlecht zugeschrieben wird, liegt auch daran, dass die Krise bei den Frauen gern mit den biologischen Veränderungen der Wechseljahre in Verbindung gebracht wird, die ebenso in der Lebensmitte stattfinden.
Die Anzeichen für eine Midlife Crisis
Zu den typischen Merkmalen der Midlife Crisis gehören Ängste, Stimmungsschwankungen, Grübeleien, eine Unzufriedenheit, Kraftlosigkeit, Erschöpftheit und Selbstzweifel. Die Kinder sind bereits ausgezogen und es wird Bilanz zum bisherigen Leben gezogen. Der Betroffene stellt sich die Frage, was denn das Leben noch zu bieten hat, was noch zu erreichen ist, welche Ziele noch vorhanden sind. Im Inneren machen sich eine Anspannung und Zerrissenheit breit. Man fühlt sich nutzlos. Dies führt häufig sogar so weit, dass auch die Partnerschaft angezweifelt wird. Die Gefahr, dass eine Partnerschaft an der Midlife Crisis zerbricht, ist in dieser Phase sehr hoch. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die jahrlange Routine in der Beziehung dazu geführt hat, dass sich das Paar nicht mehr viel zu sagen hat. Die Aussicht, dass während der Midlife Crisis ein Neuanfang gestartet werden kann, ist für viele Betroffene sehr reizvoll und wird häufig als eine Befreiung aus der meist oberflächlich gewordenen Beziehung erlebt. Ein neuer Partner vermittelt oft das Gefühl, dass zuvor Versäumtes nun nachgeholt werden kann. Damit eine Partnerschaft nicht an der Midlife Crisis zerbricht, ist es wichtig, dass beide Partner verständnisvoll und liebevoll miteinander umgehen und für Veränderungen offen sind. In manchen Fällen ist der Übergang von der völlig normalen Midlife Crisis zu psychischen Problemen schleichend. Ist dies nicht der Fall und aus den Belastungen entwickelt sich keine psychische Erkrankung, gehen die meisten aus diesem erst einmal schwierigen Lebensabschnitt mit dem Gefühl einer gestärkten inneren Reife und einer bewussteren Lebenshaltung heraus.
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Ein neues Körpergefühl stellt sich ein
Menschen, die sich in der Midlife Crisis befinden, wollen sich und den anderen in dieser Phase gern beweisen, dass sie doch noch jung sind und sich auch so fühlen. Dies demonstrieren sie auch äußerlich, indem sie sich jugendlich geben, die Garderobe modisch leger umstellen, die Haare färben, im Fitnessstudio schwitzen oder sich Fett absaugen lassen. Grundsätzlich ist dagegen auch erst einmal nichts einzuwenden. Doch manchmal kippt der Ehrgeiz und wird zum regelrechten Wahn. Dann stellt sich die Frage, was der Betroffene damit kompensieren möchte. Die Antwort ist klar: Altern ist unpopulär. Daher möchten wir möglichst lange frisch und knackig aussehen. Dass dies nun mal nicht möglich ist, macht vielen Menschen zu schaffen. Sie leiden unter ihrer schwindenden Jugendlichkeit und Attraktivität. Damit beginnt bereits die kleine Krise.
Die psychischen Entwicklungsphasen
Die psychischen Entwicklungsphasen sind im Erwachsenenalter nicht so sicher voneinander abzugrenzen, wie es bei der Entwicklung eines Kindes möglich ist, da die Rhythmik von sozialpsychologischen Voraussetzungen abhängig ist und die Reifungsprozesse von erwachsenen Menschen eher individuell und kontinuierlich sehr verschieden ablaufen. Häufig wird, wenn es um den Begriff der Midlife-Crisis geht, auch von einem Rollen- und Identitätswechsel der erwachsenen Menschen gesprochen. Alles, was man bis jetzt im Leben versäumt hat, die Möglichkeiten, die verpasst, die Talente, die nicht gefördert und genutzt wurden, dringen uns nun auf einmal erschreckend und ganz klar ins Bewusstsein. All die ungenutzten Chancen zeigen sich wie ein fester Bestandteil, der sich in den Gedanken nicht wegwischen lässt. Diese Krise kommt von innen und macht sich immer breiter und mit ihr kommen auch die Zweifel und die Leere, die wie ein Teufel im Nacken sitzen.
Innere Ruhe und Stärke bewahren
So schwer die Midlife Crisis auch erst einmal erscheinen mag, es ist wichtig, sich immer vor Augen zu halten, dass die die Grübeleien und die innere Unzufriedenheit nicht ewig andauern und die Chance besteht, nach dieser Zeit reifer, ausgeglichener und glücklicher zu sein. Es kommt darauf an, die positiven Seiten, die eine Midlife Crisis ebenso mit sich bringt, zu erkennen, denn dann ist man auf einem guten und richtigen Weg, gestärkt da hinaus zu gehen, daran zu wachsen und den inneren Frieden wieder zu finden. Dabei sollte man keinesfalls zu viel von sich selber oder dem Partner erwarten. Dieser schwierige Prozess erfordert vor allem Zeit und Geduld sowie gut durchdachte Entscheidungen. Dies ist sehr wichtig, denn überstürzte Aktionen werden meist schon nach einer kurzen Zeit bereut. Es gilt, nicht nur das Negative zu sehen, sondern diese Zeit als eine Entwicklungsphase zu begreifen, die für die eigene Persönlichkeit wichtig und notwendig ist. Wer das Gespräch mit gleichaltrigen und meist auch gleich gesinnten Menschen sucht, wird schnell feststellen, dass es anderen genauso geht und man mit dieser Krise nicht allein ist. Gedanken wie „Da komme ich nie heraus“ sind völlig fehl am Platz, denn diese wecken nur eine Mutlosigkeit bis hin zur Verzweiflung. Stattdessen ist es wichtig, sich hoffnungsvolle Gedanken zu machen und sich zu sagen, dass man schon so vieles geschafft hat und es auch dieses Mal schaffen wird. Es kann auch hilfreich sein, falls man allein nicht aus der Krise herausfindet, auf professionelle Hilfe zurück zu greifen. Ein Therapeut ist geschult darauf und kann verfahrene Situationen lösen. Unserer Seele tut es zudem sehr gut, sich auszusprechen und ein offenes Ohr kann wahre Wunder bewirken.
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Die Midlife Crisis verdrängen zu wollen, bringt nichts
Es ist wichtig, die Midlife Crisis zu erkennen, sie zu akzeptieren und damit sinnvoll umzugehen. Sie zu verdrängen, macht keinen Sinn, denn dies bedeutet lediglich, dass die Angst und die Zweifel nur ins Unterbewusste sickern und dort als eine ständige Gefahr lauern, die einen immer wieder einholt. Wer sich davon leiten und bestimmen lässt und keine neue Herausforderung, keinen neuen Sinn findet und keine neuen Ziele verfolgt, gibt der Biologie die Oberhand und lässt sie gewinnen. Man hängt in der Midlife Crisis gefangen und gibt sich ihr geschlagen. Dies kann zu Alterserscheinungen führen, beispielsweise einer frühzeitigen Vergreisung, ein äußerlicher Verfall, eine soziale Isolation, Bluthochdruck etc. Dem sollte entgegengewirkt werden. Hierfür ist es nötig, dem Leben zunächst einmal wieder etwas Positives abzugewinnen. Der innere Schweinehund muss überwunden, aus Gewohnheiten ausgebrochen und nach Lösungen gesucht werden. Die Lebenskrise kann auch helfen, Alltägliches mehr zu schätzen, unsere Bedürfnisse wichtiger zu nehmen, im Leben andere Prioritäten zu setzen und einen neuen Sinn des Lebens zu erkennen.
Wie kann die Midlife Crisis zusammen mit dem Partner bewältigt werden, damit die Beziehung nicht daran scheitert?
Ein Paar kann auch aus der Midlife Crisis gestärkt herausgehen und ein Gefühl der Verbundenheit entwickeln. Die Voraussetzung hierfür liegt in den Partnern selber und vor allem in deren Umgang miteinander. Stetige Vorwürfe und Streits führen nur dazu, dass sich die Ängste, die Unsicherheit und die Unzufriedenheit des Partners nur noch verstärken. Stattdessen ist es wichtig, Verständnis für den anderen zu zeigen, sich zu zweit zu überlegen, welche Wünsche und Ziele beide noch haben und wie diese in das weitere Leben eingeplant werden können. Nach einer bestimmten Zeit, die man sich ruhig auch gönnen sollte, gilt es, aktiv zu werden und sich selbst und den Partner neu zu erfahren und kennen zu lernen. Es können neue Hobbys ausprobiert werden oder es kann in Länder gereist werden, die man schon immer einmal sehen wollte. Der reflektierte Umgang mit der Midlife Crisis muss nicht zwangsläufig einen kompletten Neuanfang bedeuten. Es genügt oftmals bereits eine Umorientierung der Interessen.
Fazit
Dies waren unsere Tipps und Informationen rund um die Midlife Crisis. Die schlechte Nachricht ist, dass diese Krise fast alle Menschen trifft, doch die gute Nachricht ist, dass sie vorbei geht. Jede Krise, an der man nicht zerbricht, sondern die man bewältigt, macht einen stärker und man kann daran wachsen. Überwundene Krisen sind bedeutende Erfolge. Lebenskrisen können eine Chance sein, vorausgesetzt, dass wir die Botschaft, die das Leben vermitteln will, verstehen. Es ist nur wichtig, sich wieder sinnvoll ins Leben zu integrieren und zu finden, was Befriedigung und Erfüllung bringt. Das Leben bietet so viel Schönes. Es muss nur gesehen und entdeckt werden. Und dabei spielt das Alter keine Rolle. Daher ist es wichtig, die Midlife Crisis nicht als Gefahr, sondern als eine Chance zu sehen.
Danke für diesen Artikel. Mein Mann (30) macht gerade auch eine Midlife-Crisis durch. Von heute auf morgen hat er unsere (eigentlich) tiefe Partnerschaft beendet,ohne dass ich bewerkt habe, dass sich was ändert. Wir hatten Hauskauf, Heirats- und Kinderwünsche. (Auch seinerseits, ohne dass ich es angesprochen habe)
Sein Verhalten hat mich selbst sehr verunsichert und an mir zweifeln lassen. Aber ich erkenne, dass er selbst aus dieser Krise rausfinden muss, er Zeit und mein Verständnis braucht, auch um evtl. zu erkennen, was er eigentlich Tolles hätte.