Laktoseintoleranz – was geht in unserem Körper dabei vor?

Laktoseintoleranz
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Dass die Laktoseintoleranz uns als Gesellschaft sehr beschäftigt, merkt man am besten beim Blick in die Regale in den Supermärkten: laktosefreie Milch, laktosefreier Käse, laktosefreier Joghurt,…die Liste könnten wir noch um einiges erweitern. Wer jetzt allerdings davon ausgeht, das Ganze sei aus Langeweile von den Lebensmittelkonzernen entwickelt worden, der irrt sich: denn circa dreiviertel der Weltbevölkerung ist nach der Stillzeit, in der die Muttermilch ohne Probleme gespaltet und aufgenommen werden kann, im engsten Sinne laktoseintolerant, das heißt, sie sind nicht in der Lage, den sogenannten Milchzucker zu spalten und zu resorbieren. Die Laktoseintoleranz muss sich allerdings nicht immer in den typischen Leitsymptomen Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall äußern, sondern verläuft in den meisten Fällen symptomlos. Dennoch leiden circa 15-20 % der österreichischen Bevölkerung an einer bemerkbaren Laktoseintoleranz, einhergehend mit den oben genannten Leitsymptomen. Angesichts dieser Zahlen ist jetzt natürlich interessant, wie es überhaupt zu einer Laktoseintoleranz kommt!

Laktoseintoleranz – was passiert überhaupt in meinem Körper?

Um zu verstehen, wie es zu einer Laktoseintoleranz kommt, ist zuerst wichtig den physiologischen Prozess der Laktose-Aufnahme im Körper einer laktosetoleranten Person zu kennen. Angenommen, wir trinken als im Hinblick auf Laktose gesunde Person, einen Schluck Milch, so gelangt die Laktose, auch als Milchzucker bekannt, über die Speiseröhre in den Magen und von dort größtenteils unverändert in den Dünndarm. Im Dünndarm bemerken oberflächliche Zellen die Anwesenheit größerer Mengen des Zweifachzuckers (Disaccharid) Laktose. Dieser Vorgang ist essentiell wichtig, da dadurch das für die Milchzuckerspaltung allein entscheidende Enzym Laktase aus der obersten Zellschicht in den Dünndarm freigesetzt wird. Aber warum ist dieser Vorgang so wichtig? Weil Laktose, der Milchzucker, als Zweifachzucker nicht vom sogenannten Bürstensaum in der Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden kann. Angenommen, es sind ausreichend hohe Mengen an Laktase vorhanden, wird der Milchzucker nun in zwei Einfachzucker (Galaktose und Glucose) gespalten und kann so problemlos aufgenommen werden.

Doch wie kommt´s jetzt zur Laktoseintoleranz? Die Laktoseintoleranz geht fast immer mit einem absoluten oder relativen Mangel an Lactase einher, dem Enzym, das die Laktose (=Milchzucker) spaltet. Das heißt, entweder fehlt das Enzym ganz (absoluter Mangel) oder liegt nicht in ausreichend hoher Dosis im Dünndarm vor (relativer Mangel).

Stellen wir uns vor, der Milchzucker wird nicht im Dünndarm gespalten und aufgenommen, so gelangt es entlang der zirkulierenden Darmbewegung zum Dickdarm, dem Teil unseres Darms, in der physiologisch die sogenannte Darmflora bestehend aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bakterien vorliegt. Hier sind wir nun dem Ort des Problems bei der Laktoseintoleranz ganz nah: denn dort wird der Milchzucker von den Bakterien als „Nahrung“ gesehen und verstoffwechselt. Es entstehen eine Vielzahl an Gasen und Säuren.

Leitsymptome der Laktoseintoleranz: Übelkeit, Blähungen, Durchfall

Angesichts dieser Vorgänge fällt es einem auch nicht schwer, zu verstehen, weshalb eine laktoseintolerante Person über dementsprechende Probleme klagt. Durch die Gasentstehung , die in den Bakterien durch Verwertung der Laktose entsteht, ist eine logische Folge das Gefühl des Aufgebläht-Seins. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall entstehen zwangsläufig immer, wenn irgendetwas im Magen-Darm-Trakt nicht intakt ist; in diesem Fall das Ansammeln der Abbauprodukte bei der Laktoseverarbeitung in den Bakterien im Dickdarm.

Ursache der Laktoseintoleranz

Um Euch Feinheiten des jetzigen medizinischen Standes in Sachen Pathophysiologie der Laktoseintoleranz zu ersparen, kann man grob zwischen 3 unterschiedlichen Ursachen der Laktoseintoleranz unterscheiden. Angefangen mit der am häufigsten beobachteten Form der Laktoseintoleranz, der sogenannten primären Laktoseintoleranz, bei der ein rapider Abfall der Laktase, wir erinnern uns, dem Enzym, das Laktose spaltet, nach Beendigung der Stillperiode Ursache der ausgeprägten Symptomatik ist. Als sekundäre Laktoseintoleranz bezeichnet man die Art der Ursachenentstehung, bei der auf Grund anderer Darm-Erkrankungen (z.B. Morbus Crohn,…) die obersten Zellschichten im Dünndarm beschädigt sind und somit die zur Spaltung des Milchzuckers essentiell wichtige Laktase nicht mehr gebildet werden kann. Da wir meist erst im Alter degenerative Veränderungen im Magen-Darm-Trakt haben, kommt diese Form meist erst im höheren Alter vor. Eine sehr seltene Form ist die angeborene Laktoseintoleranz, bei der nicht einmal Kinder in der Lage sind, den Milchzucker zu spalten, da ein absoluter Mangel an Lactase vorhanden ist, sprich, der Milchzucker kann unter keinen Umständen gespalten werden.

Diagnostik der Laktoseintoleranz

Um eine Laktoseintoleranz zu erkennen, stehen dem Arzt ihres Vertrauens einige unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Einer der wichtigsten ist hierbei der Wasserstoffatemtest: durch das Verwerten des Milchzuckers in den Bakterien im Dünndarm entsteht eine große Menge an Wasserstoff, der vom Körper abgeatmet wird und so zur Diagnostik genutzt wird.

Daneben ist ein Laktoseintoleranztest Teil der Diagnostik, bei dem nach regelmäßiger Gabe von Laktose der Blutzuckerspiegel beobachtet wird. Bei einem Laktoseintoleranten verändert sich der Blutzucker kaum, da die Laktose im Dünndarm wie oben beschrieben nicht aufgenommen werden kann und somit, je nach Ausmaß der Laktoseintoleranz, ein bestimmter Prozentsatz des Milchzuckers dem menschlichen Körper nicht zur Verfügung stehen. Häufig reicht einem erfahrenem Arzt auch ein Patientengespräch, um seine Diagnose durch Verknüpfen der Leitsymptome zu finden.

Therapie der Laktsointoleranz

Wichtig: eine Laktoseintoleranz* ist irreversibel, sprich einmal laktoseintolerant, immer laktoseintolerant! Deshalb gilt, gezielt die Ernährung umzustellen und somit eine laktosefreie Diät einzuhalten. Vor allem bei Kindern im Säuglingsalter bei angeborener Laktoseintoleranz kann eine regelmäßige Gabe von Laktase in Erwägung gezogen werden.

Top 3 Bücher, die wir zum Thema empfehlen können:

Fazit

Falls Du bedenken hast, laktoseintolerant zu sein, so kannst Du, falls Du nicht gleich zum Arzt gehen willst, es zuerst einmal mit einer laktosefreien Diät für Dich selber austesten, ob die Beschwerden besser werden. Falls nein, empfehle ich Dir Deinen Hausarzt aufzusuchen, um den Ursachen Deiner Symptomatik auf den Grund zu gehen.


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2 Kommentare

  1. Hinter einer Lactose-Intoleranz stecken meist nicht erkannte Nahrungsmittelallergien. Die im Artikel beschriebenen Nachweisverfahren belegen genau genommen ggf. nur einen Mangel an Lactase-Wirkung. Auf eine mangelnde Laktase-Produktion wird dann nur geschlossen.

    Tatsächlich kann die Laktase an sich in ausreichendem Maße vorhanden sein, in ihrer Wirkung im Darm aber blockiert oder gehemmt sein. Dies ist justament bei Nahrungsmittelallergien der Fall. Jemand hat, um den wahrscheinlichsten Fall zu nehmen, eine Allergie auf Getreidestoffe. Infolge der gestörten Getreideverwertung im Darm kommt es zur Bildung pathologischer Substanzen, welche sich nachteilig auf die Funktion von Enzymen auswirken.

    Deshalb bei Verdauungsstörungen immer rechts und links gucken. Nicht zwingend liegt die Ursache des Problems da, wo die Störung zu Tage tritt. Eine zweiwöchige Getreideabstinenz mit Ausnahme von Reis bringt Aufschluss. Reis ist das einzige Getreide, das nicht als Nahrungsmittelallergen in Frage kommt. Alle anderen Getreide sind potentiell hoch allergen.

    Meine Milchzuckerverträglichkeit war grenzwertig. Seitdem ich kein Getreide mehr esse, außer Reis, ist sie vollkommen normal. Und ich habe keine Getreideallergien, sondern eine nicht-allergische Unverträglichkeit gegen Getreide.

  2. Ich kann mich erinnern das vor ca 6 Jahre dieses Thema bei den Ärzten nicht anerkannt war. Vor ca 2 Monate hatte ich Magenbeschwerden ich bekam sofort eine Überweisung um mich auf Laktoseintoleranz zu testen. Ich denke viele Leute unterschätzen dieses Thema. Bei mir hat sich die Lebensqualität gesteigert seit ich mich Laktosefrei ernähre.

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