Johanniskrautöl, auch Rotöl und Johannisöl genannt, ist ein Ölauszug (Mazerat) von Johanniskrautblüten. Das Öl hat ein breit gefächertes Anwendungsspektrum. Johanniskraut wurde bereits in der Antike zur Linderung und Heilung unterschiedlichster gesundheitlicher Beschwerden eingesetzt. In den folgenden Abschnitten informieren wir dich über die Inhaltsstoffe und Wirkungsweise des Öls und stellen dir verschiedene Anwendungsgebiete vor. Anschließend zeigen wir dir, wie du das Öl selbst herstellen kannst.
- Johanniskrautöl - Inhaltsstoffe und Wirkung
- Einsatzbereiche - äußere und innere Anwendung
- Anwendung gegen Verletzungen, Narben und Verbrennungen
- Anwendung gegen Beschwerden am Bewegungsapparat
- Johanniskrautöl zur Hautpflege
- Anwendung gegen Verdauungsbeschwerden
- Anwendung gegen depressive Verstimmungen
- Johanniskrautöl selbst herstellen - Rezept
- Lagerung und Haltbarkeit
- Nebenwirkungen
- Fazit
Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist in Europa, Westasien und auf den Kanarischen Inseln heimisch. Es wird zudem in Plantagen kultiviert.
Das Wildkraut besitzt leuchtend gelbe Blüten. Hält man die Blätter gegen das Licht, sind zahlreiche Öldrüsen zu erkennen, die ätherische Öle enthalten. Zur Ölherstellung werden Blüten, Knospen und Blätter des Echten Johanniskrauts verarbeitet.
Die Inhaltsstoffe der Pflanze sind vielseitig. Zu den wichtigsten gehören:
- Gerb- und Bitterstoffe
- Phloroglucinderivate wie Hyperforin und Flavonoide
- Pseudohypericin
- Hypericin
Gerbstoffe zeichnen sich durch ihre schmerzstillende Wirkung aus. Sie helfen bei Magen-Darm-Beschwerden und Schleimhautentzündungen. Hyperforin wirkt antidepressiv, antibakteriell und entzündungshemmend. Flavonoide besitzen ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften.
Hypericin und Pseudohypericin verleihen dem Öl die rote Färbung. Auf der Haut wirkt Hypericin antiviral und antimikrobiell. Innerlich wirkt der Pflanzeninhaltsstoff stimmungsaufhellend und wird bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt.
Durch die Komplexität der Wirkstoffe lässt sich Johannisöl gegen diverse gesundheitliche Beschwerden einsetzen und ist auch im Kosmetikbereich von Bedeutung. Du kannst das Öl innerlich und äußerlich anwenden. Äußerliche Hauptanwendungsgebiete sind:
- Wunden, Verbrennungen
- Sonnenbrand
- Rheuma
- Gicht
- Verstauchungen
- Neurodermitis
- Hautirritationen
Johannisöl wirkt darüber hinaus direkt im Organismus. Es beruhigt bei psychischen Belastungen und bringt eine entzündungshemmende Wirkung mit sich. Innerliche Anwendungsgebiete sind:
- Reizmagen und Gastritis
- Depressionen
- nervliche Anspannungen
- Stress
Nachfolgend zeigen wir dir, wie du das Öl anwenden kannst. Die Tipps und Anwendungsgebiete sind allgemeine Empfehlungen und ersetzen keine medizinische Behandlung. Bei starken Beschwerden solltest einen Arzt zurate ziehen.
Reibe verletzte Hautstellen mit Johanniskrautöl* ein. Das Öl beschleunigt die Wundheilung und wirkt antibakteriell und adstringierend. Auch geschlossene Wunden kannst du täglich mit dem Öl behandeln. Die Anwendung hält die Haut geschmeidig und verhindert, dass sich wulstige Narben bilden.
Durch die antiseptische und antimikrobielle Wirkung ist das Öl auch gegen Probleme im Mundraum anwendbar. Bei leichten Verbrennungen kannst du das Öl vorsichtig auf die betroffene Hautstelle auftragen. Es hilft, Rötungen und Schmerzen zu lindern.
Wer unter einem Sonnenbrand leidet, ist gut beraten, die Haut mit einer dünnen Schicht Johannisöl zu bestreifen. Die entzündungshemmende, beruhigende und rückfettende Wirkung kann ausgesprochen wohltuend sein.
Johanniskrautöl* kann bei Muskelschmerzen, Prellungen und Blutergüssen wohltuend und schmerzlindernd wirken. Reibe die betroffenen Stellen mit dem Öl ein und leg einen wärmenden Verband um. Das Johannisöl zieht schnell ein und beruhigt das betroffene Gewebe.
Durch die krampflösenden und durchblutungsfördernden Eigenschaften leistet das Öl nach dem Sport und nach stressigen Arbeitstagen wertvolle Dienste. Als Massageöl eingesetzt, entkrampft es die Muskeln und lindert – durch die wärmeerzeugende Wirkung – Verspannungen, Muskel- und Gelenkprobleme.
Falls du unter Neurodermitis oder Schuppenflechte leidest, trage einige Tropfen Öl auf, um die Haut zu beruhigen und den Juckreiz zu lindern. Die Universitätsklinik in Freiburg behandelte erfolgreich Neurodermitis-Patienten mit Johanniskrautöl*.
Bei Akne wird das Öl auf die entzündete Stelle getupft. Die Gerb- und Bitterstoffe wirken entzündungshemmend. Eitrige Wunden heilen schneller ab. Die adstringierende Wirkung verhindert, dass sich Keime und Bakterien in den geöffneten Poren einnisten.
Als Kur ins Haar massiert, hilft das Öl gegen schuppige und fettige Kopfhaut. Einfach ein paar Tropfen ins feuchte Haar geben, 20 Minuten einwirken lassen, lauwarm ausspülen – fertig.
Die Einnahme von Johannisöl kann Schmerzen, Blähungen und Völlegefühl lindern und verhindern, dass sich weitere Beschwerden einstellen. Das Öl wirkt entzündungshemmend auf angegriffene Magenschleimhaut und wird gegen Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen eingesetzt. Es regt die Verdauung an und wirkt krampflösend.
Hinweis: Für die innerliche Anwendung nimmst du täglich ein bis zwei Esslöffel des Öls ein.
Falls du unter depressiven Verstimmungen, Angstzuständen und Schlafstörungen leidest, kann Johannisöl helfen. Das enthaltene Hyperforin wirkt emotional ausgleichend.
Es ist nicht zwingend erforderlich, Johanniskrautöl* im Handel zu kaufen. Wer Johanniskraut in seinem Garten hat, kann das Öl problemlos in Eigenregie herstellen. Alternativ ist das Kraut auf Lichtungen, sonnigen Wiesen und an Wegrändern zu finden. Achte jedoch darauf, dass keine stark befahrene Straße in der Nähe ist, damit keine Schadstoffe ins Öl gelangen.
Tipp: Falls du dir unsicher bist, ob es sich um Echtes Johanniskraut handelt, zerreib die Blüten zwischen deinen Fingern. Tritt beim Zerreiben ein roter Farbstoff aus, handelt es sich um Echtes Johanniskraut.
An Utensilien benötigst du:
- 75-100 Gramm Echtes Johanniskraut
- 500 Milliliter hochwertiges Olivenöl
- Schraubglas mit Deckel
- dunkles Apothekerglas mit Deckel bzw. Schraubverschluss
- Schere
- Sieb
- Trichter
Hinweis: Achte darauf, dass das Schraubglas sauber und keimfrei ist, bevor du das Öl hineingibst. Dies gewährleistest du, indem du das Glas auskochst.
Und so gehst du vor: Um das Echte Johanniskraut von Schmutz und Insekten zu befreien, wird es unter kaltem Wasser abgespült.
Sobald das Kraut getrocknet ist, schneidst du Knospen, Blüten und Blätter mit einer scharfen Schere ab und füllst sie in das vorbereitete Schraubglas.
Füll das Glas mit Olivenöl auf, bis die Pflanzenteile bedeckt sind. Verschließ das Gefäß mit dem Schraubverschluss und schüttel es vorsichtig durch.
Stell das Öl an einen warmen, dunklen Platz und lass es vier bis sechs Wochen ruhen. Während dieser Zeit färbt sich das Öl rot. Wichtig ist, dass du das Glas täglich durchschüttelst, damit sich die Inhaltsstoffe aus den Pflanzenteilen lösen.
Nach Ablauf der Ruhephase seihst du das Öl ab. Drück die Kräuter sanft in das Sieb, um die wertvollen Tropfen komplett auszuschöpfen. Füll das Öl mit dem Trichter in das Apothekerglas.
Schraub das Glas fest zu und bewahre es an einem trockenen, dunklen Ort auf.
Wichtig ist, dass du das Öl vor direkter Lichteinstrahlung schützt. Licht zerstört die wertvollen Inhaltsstoffe. Temperaturschwankungen und häufiges Umlagern sollten ebenfalls vermieden werden. Das Öl darf nicht warm gelagert werden. Temperaturen bis 21 Grad Celsius sind ideal.
Achte darauf, dass die Flasche nach dem Gebrauch fest verschlossen ist, damit sich das ätherische Öl nicht verflüchtigt. Ordnungsgemäß gelagert ist das Johanniskrautöl* circa ein Jahr haltbar.
Hypericin wirkt nicht nur gegen Bakterien, es sensibilisiert die Haut gegen UV-Licht – sie wird anfälliger für Sonnenbrand.
Wissenschaftler berichten von Studienergebnissen, die belegen, dass die Lichtempfindlichkeit erst bei einer anhaltenden Überdosierung von Johanniskraut eintritt. Die Konzentration im Öl überschreitet diesen kritischen Wert üblicherweise nicht. Wer sichergehen will, sollte während der Anwendung auf Sonnenbäder verzichten.
Nebenwirkungen sind selten, aber möglich. Eine großflächige oder innere Anwendung solltest du mit einem Arzt abklären – vor allem, wenn du bereits Medikamente einnimmst. Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut-Präparaten und Blutgerinnungshemmer, Antibiotika und Antidepressiva.
Das Öl wirkt antiviral, antibakteriell, durchblutungsfördernd und schmerzlindernd. Was Johannisöl für den Körper tun kann, funktioniert ebenso für die Seele. Mehrere Studien belegen die Wirkung des Johanniskrautöls* in verschiedenen Anwendungsbereichen – von Depressionen bis zur Wundheilung.
Du kannst das Öl leicht selbst herstellen. Innerlich angewandt sorgt es für Ruhe und Entspannung und wirkt gegen Verdauungsbeschwerden und Entzündungen. Äußerlich hilft das Öl, verbrannte und verletzte Haut zu beruhigen. Es lindert diverse Beschwerden am Bewegungsapparat und wirkt Entzündungen entgegen. Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten machen Johannisöl zu einer sinnvollen Ergänzung der Hausapotheke.
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