Ich arbeite bei Gericht. Dabei versuche ich, so gut es irgendwie möglich ist, den Menschen zu helfen und Ihnen ihre Probleme durch juristisch durchdachte Vereinbarungen zu lösen. Oft geht´s.
Ich sitze dabei in einer jener vielen Familienberatungsstellen am Bezirksgericht, welche seit vielen Jahren dazu da sind, bei Fragen des Privatlebens zu helfen. Sei es bei Lebensgemeinschaft, Partnerschaft oder Ehe, bei Scheidung, Obsorge, Unterhalt oder auch all den vielen anderen Unerfreulichkeiten, die im Zuge eines Konfliktes im Beziehungsbereich eine Regelung notwendig machen können.
Fairness und Gerechtigkeit
Müsste ich dabei eine Rangliste jener Begriffe erstellen, welche am häufigsten genannt werden, die „Gerechtigkeit“ würde sich wohl mit der „Fairness“ um´s Podium raufen, sicherlich wäre auch das „Kindeswohl“ an sehr prominenter Stelle vertreten. Ja, eigentlich soll alles nur gut und nett ablaufen.
wenn da nicht der andere Teil der Beziehung und vor allem der Richter oder die Richterin wäre….
Unfair werden die grundsätzlich besten Lösungen in der Regel dann, wenn sie vom zukünftigen Ex-Partner, von der baldigen Ex-Frau zerpflückt werden oder noch schlimmer, wenn das Gericht die Lösungen abändert oder gar selber die Zukunft der Parteien bestimmen möchte.
Wie können wir dies nun aber verhindern? Wie können wir gemeinsam zu einem halbwegs haltbaren und vor allem dem beiderseitigen Fairnessempfinden entsprechenden Ausweg aus einem Paarkonflikt kommen?
Nun, indem die Lösungen selber entworfen und im Rahmen einer Beratung oder einer Mediation begleitet werden. Es ist ja schließlich Dein Leben und nicht das des Richter, um das es geht, weswegen solltest dann nicht Du darüber entscheiden?
Ja, oftmals scheint die baldige Ex hier Steine in den Weg zu legen, doch… mit ein wenig Abstand (und den haben die ExpertInnen der diversen Einrichtungen bzw die MediatorInnen) entpuppt sich so mancher unüberwindbarer Widerspruch als Irrtum und ein unlösbarer Konflikt als Rechenaufgabe.
Das Ende einer Lebensgemeinschaft
Nehmen wir doch einfach einmal den Fall, dass eine bisher gut laufenden Lebensgemeinschaft, aus der 2 Kinder hervorgegangen sind, auseinander gegangen ist: Man hatte sich auf ein gemeinsames Leben eingerichtet, ein Partner wollte sich eher im Job verwirklichen, der andere (oftmals die Frau) kümmerte sich um die Kinder und schraubte in der Arbeit zurück. Investitionen in den gemeinsamen Haushalt folgten, vielleicht gab es einen Kredit, eine Schenkung oder sogar im Vertrauen auf eine gemeinsame Zukunft ein Testament. Und dann plötzlich der Hammer, plötzlich bricht das Konstrukt zusammen. Gründe dafür gibt es viele. Die Frau mag scheinbar von einem auf den anderen Tag nicht mehr, hat sich neu verliebt. Man(n) selber hat völlig unvermutet ein seit langem verschüttetes Gefühl neu erlebt und möchte dem nachgeben. Die Schmetterlinge im Bauch tragen einen einfach weg. Nun, die Gefühle sind eine Sache, die Folgen einer solchen Entwicklung eine andere.
Wir reden dabei nicht von einer Scheidung, welche ja im Rahmen des Gesetzes recht klar abzuwickeln ist. Wir sprechen von der Auflösung einer formlosen Verbindung zweier Menschen, die ja absichtlich auf die rechtlichen Zwänge des Eherechts verzichtet haben. Sparen wir doch hier an den Kosten der Anwälte, sparen wir uns den Streit vor Gericht.
Ersparen wir uns die Zeit und die Nerven. Ja, es wird wohl diskutiert und auch gestritten werden, bei aller Blauäugigkeit. Aber, es macht immer noch einen großen Unterschied ob dieser Streit von außen weiter angefacht wird oder eine Chance bekommt, konsensual zu enden. Als Mediator bin ich hier freilich schon von Berufs wegen optimistisch, dass vernünftige und über die Jahre haltbare Lösungen möglich sind, doch hierfür ist nicht einmal unbedingt eine formelle Mediation nötig. Gespräche, ja sogar auch nur die richtigen Argumente helfen schon.
Wechselst Du von der Vorwurfsrhetorik zur „Ich-„Sprache, also statt „Du hast…..immer getan, Du hast nie …….. gesagt, Du hast doch eh dauernd….“ in eine Sprache der Selbstoffenbarung wie z.B. „ich hätte mich schon gefreut, wenn Du gelegentlich …… gemacht hättest“ oder „mir wäre einiges leichter gefallen, wenn ich ……. von Dir gehört hätte“, so eröffnen sich oftmals neue Pfade in die Zukunft.
Was ist denn zu erledigen?
Klar, es macht einen Unterschied, ob Ihr außer einem gebrauchten Skoda nicht gemeinsam angeschafft habt oder eine Eigentumswohnung auf Kredit finanziert habt. Vielleicht ist ja auch ein gemeinsames Kind im Mittelpunkt des Konfliktes oder zumindest unmittelbar davon betroffen.
Für den Berater bzw. für den Mediator besteht ein Hauptkriterium in solchen Konflikten darin, aufgrund welcher Anknüpfungspunkte sich die Parteien in Zukunft weiter begegnen. Geht eine gemischtnationale Beziehung auseinander, wobei einer nach der Auflösung seines Hausstandes in sein Heimatland ( welches jenseits des Atlantiks liegt) zieht, so gilt es freilich anderes zu bedenken, als bei einer Trennung der Eltern eines 3 jährigen Kindes.
Ich will Euch in diesem Text keine Anleitung geben, wie eine Trennungsmediation läuft und keine Copy-Paste Lösung anbieten, da es eine solche schlicht nicht gibt. So einzigartig wie eine jede Beziehung zwischen Mann und Frau ist, so einzigartig sind auch jene Vereinbarungen, die bei der Auflösung der Lebensgemeinschaften oder Ehen getroffen werden können.
Mein Ziel in diesem Text ist es darzulegen, dass Du, geschätzter Leser den Schlüssel für Deine Zukunft selber in der Hand trägst. Ja, es mag sein, dass Deine Freundin die Beziehung in den Sand gesetzt hat und wahrscheinlich füllen deswegen nicht nur Nettigkeiten Deinen Wortschatz, was sie betrifft. Das ist alles völlig normal und verständlich. Was ich jedoch sagen möchte, ist vielmehr, dass es neben der destruktiven Vorwurfssprache, neben Beleidigungen und Kränkungen auch noch einen anderen Weg gibt, die persönliche Zukunft vorzubereiten.
Von Hürden
Oftmals höre ich in Gesprächen von schwierigen Hürden, die es dem Mann oder auch der Frau fast unmöglich zu machen scheinen, Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Doch ist der Stillstand mittelfristig keine Variante. Nein, so gut sich kurzfristig auch ein Bad im (oftmals gerechtfertigten) Selbstmitleid auch anfühlen möge, so alternativlos ist doch der nächste Schritt nach vorne.
Ja, es ist schwierig, doch wird das Licht am Tunnelausgang mit jedem einzelnen Schritt immer größer. Und was die Hürden betrifft: Nun, was sind Hürden denn anderes als Trainingsgeräte für den Hürdenlauf? Je besser wir sie kennenlernen, je besser unsere Technik wird, umso flotter und sturzfreier können wir sie nehmen.
Wie im Sport, so gibt es auch für´s Leben jene, die beim Hürdenlauf unterstützen. Laufen musst im Endeffekt Du, es wird auch Dein Sieg, oder auch der Sieg Deines Kindes sein.
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