Seit März 2017 darf Cannabis (Hanf) in Form von Medizinalhanf bestimmten Patienten auf Rezept verordnet werden. Damit hatten die Gesetzgeber in Deutschland darauf reagiert, dass die uralte Nutzpflanze eine ganze Reihe von Wirkstoffen (Cannabinoide) enthält, die sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken. Etwa zur selben Zeit trat CBD (Cannabidiol) ins Licht der Öffentlichkeit. Die Substanz ist für seine entzündungshemmenden, krampflösenden und entspannenden Wirkungen bekannt.
Jetzt macht ein weiteres Cannabis-Produkt auf sich aufmerksam. Das sogenannte Rick Simpson Öl (RSO) ist die Eigenkomposition eines kanadischen Pioniers, der das Produkt laut eigener Aussage bei sich und mehreren Tausenden seiner Landsleute erfolgreich gegen Krebs angewendet hat. Der rührige Selfmademan treibt eifrig die Marketingmaschine an. Kürzlich wurde eine längere Doku abgedreht und ein Buch veröffentlicht, dessen Erstausgabe zumindest in der englischen Version in kürzester Zeit vergriffen war.
Eigentlich ist RSO keine Neuerfindung. Schon gut hundert Jahre vor dem unseligen Cannabisverbot experimentierten findige Forscher mit der Pflanze, um die gesundheitsfördernden Effekte auszuloten. RSO zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an THC aus. THC (Tetrahydrocannabinol) ist dafür bekannt, berauschende Wirkungen auszulösen, weist aber gleichzeitig, wie die meisten Cannabinoide, schmerzlindernde Effekte auf. Zudem enthält RSO einen nicht geringen Anteil an CBD. Es ist also ein hochkonzentriertes Cannabisöl, dass allerdings anlässlich des hohen THC-Gehaltes außerhalb der Heimat Simpsons verboten ist.
Aufgrund des mangelnden wissenschaftlichen Fundaments kann bisher nicht bestätigt werden, dass RSO Krebs zu heilen vermag. Es darf aber angenommen werden, dass das Produkt ähnlich den Medikamenten auf Cannabisbasis zumindest schmerzlindernde Wirkungen aufzeigt und die Symptome vieler Krankheitsbilder verbessert.
Auch hochwertiges CBD Öl wird aus Hanf hergestellt und kommt in der begleitenden Behandlung von Krankheiten wie u. a. Arthrose, Asthma, Epilepsie und Depressionen zum Einsatz. Im Unterschied zum Rick Simpson Öl sind CBD Produkte allerdings nicht berauschender Natur und in ihrer Mehrheit in Europa und Deutschland zugelassen, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen.
So müssen die Samen aus EU-zertifiziertem Anbau stammen und dürfen einen THC-Gehalt von 0,2 % nicht überschreiten. CBD Produkte unterliegen einer starken institutionellen Kontrolle und müssen bei der EU registriert sein, damit sie als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden können. Zudem unterliegt CBD Öl aufwendigen Herstellungsverfahren, um eine ausgezeichnete Qualität und einen hohen Reinheitsgrad zu garantieren.
Aufgrund der ähnlichen Wirkungsweisen und Erscheinungsform werden beide Produkte gerne miteinander verwechselt. CBD wird aus europäischem Nutzhanf der Sorte Cannabis Sativa extrahiert. Dabei wird darauf geachtet, dass Sorten mit hohem CBD-Gehalt und niedrigem THC-Gehalt angebaut werden.
RSO hingegen kann aus der Cannabis Indica gewonnen werden, einer asiatischen Spielart des Hanfs. Sie zeichnet sich durch einen kleineren, aber robusteren Wuchs aus.
Cannabinoide in RSO und CBD Öl
Beide Öle entstammen der gleichen Pflanze und verfügen über ein breites Anwendungsgebiet. Als Vollspektrum-Öle beinhalten sie eine große Anzahl weiterer Cannabinoide, Terpene und Flavonoide. In ihrem Zusammenspiel zeigen die verschiedenen Inhaltsstoffe erst die vollständige Wirkung von hochwertigen Cannabisölen. Experten sprechen dabei vom sogenannten Entourage-Effekt. Dieser beschreibt den Sachverhalt, dass eine Substanz in der Gesamtheit ihrer Wirkstoffe Synergieeffekte für die Gesundheit offenbart, die die Ergebnisse isolierter Wirkstoffe bei Weitem übertreffen.
Sowohl CBD Öl als auch RSO besitzen viele Eigenschaften, die dem menschlichen Wohlbefinden förderlich sind. Erfahrungsberichte von Anwendern beider Produkte sprechen von großen Verbesserungen ihrer Lebensqualität. Ob RSO eine heilende Kraft gegen Krebs bereitstellt, kann bisher nicht mit Sicherheit bestätigt werden. Dazu bedarf es weiterer Studien vor allem an menschlichen Probanden. Beide Produkte werden auf jeden Fall dazu genutzt, die Folgen einer Chemotherapie, die die meisten Krebspatienten durchlaufen müssen, abzumildern.
Während sich CBD Öl inzwischen aus den Fesseln, welche das Cannabisverbot dieser Art von Substanzen auferlegt, befreien konnte, bleibt RSO aufgrund seines hohen THC-Gehaltes weiterhin verboten. In Anbetracht des hohen Potenzials muss auf die Aufhebung des Banns gehofft werden, damit eine große Anzahl leidender Menschen davon profitieren kann. Dann sicherlich reiht sich RSO erfolgreich in die Reihe Therapie-freundlicher Cannabisprodukte ein.
Seien Sie der erste, der einen Kommentar abgibt