Der folgende Beitrag beschreibt eine Bipolare Störung. Da die manisch-depressive Erkrankung weit verbreitet ist, möchten wir sie euch heute etwas näher erläutern. Stimmungsschwankungen kennen alle Menschen. Es gibt einfach Tage, an welchen die Stimmung niedergedrückt ist, alles anstrengend erscheint und die Laune auf den Tiefpunkt sinkt. Bei der bipolaren Störung gehen diese Stimmungsschwankungen jedoch über das normale Maß weit hinaus.
Symptome Bipolare Störung
Die Stimmungsschwankungen sind unabhängig von den Lebensumständen und können verschiedene Ausprägungen annehmen. Symptome der Manie sind beispielsweise eine gesteigerte Leistungsfähigkeit, ein intensives Selbstbewusstsein und Hochgefühl und Selbstbewusstsein, ein Rededrang, ein vermindertes Schlafbedürfnis oder gar eine Schlaflosigkeit, eine Distanzlosigkeit etc. Die Symptome der Depression sind hingegen eine gesteigerte Traurigkeit, Interessenlosigkeit, Antriebslosigkeit, ein ständiges Grübeln, Ein- und Durchschlafstörungen oder ein erhöhtes Schlafbedürfnis, pessimistische Zukunftsgedanken u.s.w. Die Betroffenen einer Bipolaren Störung fühlen sich den Stimmungsschwankungen ausgeliefert. Insbesondere in der Anfangsphase der Erkrankung empfinden sie diese als nur schwer beeinflussbar. Häufig führen die manisch-depressiven Phasen, die wiederholt auftreten, zu einem beträchtlichen Leid, was für die Betroffenen selbst, jedoch ebenso für die Menschen in der Umgebung gilt. Bei einer Bipolaren Störung kann das Zeitgefühl verloren gehen, wobei die Depression ewig und unausweichlich erscheint.
Bipolare Störung – Besondere Aspekte
Problem der Überanpassung
Bei einer genauen Betrachtung scheinen Bipolare Menschen tendenziell überangepasst. Sie haben in ihrer Sozialisation gelernt, den Erwartungen von anderen zu genügen und dabei deren Maßstäbe zu übernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Generell möchten sie es allen recht machen. Dabei sind eigene Maßstäbe wenig bewusst und die Konfliktstrategien unterentwickelt. Die Manie wirkt zunächst wie ein Ausbruchversuch, doch innerlich kann die Befreiung nicht wirklich gefüllt werden, denn die Erkrankung holt die Wünsche wieder ein und besiegt sie. Die Aufgabe einer therapeutischen Begleitung, die sehr langfristig ist, besteht darin, zu helfen, dass eigene Maßstäbe entwickelt und fremde Erwartungen hinterfragt werden und dabei gesunde Gedanken entstehen.
Bipolare Störung – Das Selbstwertgefühl
Menschen mit einer Bipolaren Störung haben, genau wie andere Menschen auch, eine Lebensgeschichte. Mit oder ohne Behandlung haben ihre Phasen einen Anfang und ein Ende. Die Symptome, die verfügbaren Ressourcen und die Bewältigungsstrategien haben eine Entwicklungsgeschichte. Liebevolle Zuwendungen, Ich-stärkende Erfahrungen und selbstwertfördernde Ereignisse wirken selbstverständlich schützend und das Gegenteil natürlich schädlich. Diese Wirkungen sind für die Behandlung entscheidend. Bipolare Menschen sind schneller gekränkt und haben eine hochsensible Wahrnehmung. Die primäre Aufgabe einer Behandlung ist es, dass neue Kränkungen vermieden und alte verarbeitet werden, dass individuelle Ressourcen wahrgenommen und einbezogen und dass familiäre/soziale Ressourcen abgesichert werden und unterstützend wirken.
Bipolare Störung – Die typischen Denkmuster
Die depressiven Denkmuster führen bei den Betroffenen zu erheblichen Wahrnehmungsverzerrungen der eigenen und fremden Leistungen. Dabei werden Misserfolge der eigenen Person und die Erfolge den anderen zugeschrieben, wobei Pläne fast zwangsläufig zum Scheitern führen. Durch das Vorwegnehmen von Niederlagen wird Souveränität vorgetäuscht, was jedoch die Verzweiflung immer mehr vergrößert. In einer manischen Phase wirken ähnliche Verzerrungen in der umgekehrten Richtung. Es ist wichtig, dass dieser Mechanismus verändert wird. Mit einer großen Ausdauer müssen die therapeutischen Schritte immer wieder hinterfragt werden, bis sie irgendwann so klein sind, dass ein Erfolg unvermeidlich wird.
Bipolare Störung – Die sozialen Wechselwirkungen
Bipolare Störungen belasten die näheren Angehörigen in einem hohen Maße. Während die Erkrankten zwischen vielen Höhen und Tiefen enorm hin- und her gerissen werden, sieht es bei den Angehörigen so aus, dass sie vor allem in einem Spannungsfeld einer Nähe und Distanz stehen. Dabei tauchen folgende Fragen auf: Wie kann ich mich schützen? Welcher Abstand ist nötig, dass die eigene Liebe nicht gefährdet wird? Wie viel Nähe kann ich noch ertragen? Die Entlastung der Angehörigen hat auch für den Patienten einen therapeutischen Effekt. Mit bipolaren Patienten zu arbeiten, ohne dass die Angehörigen berücksichtigt werden, ist falsch.
Somatische Eigendynamik bei einer Bipolaren Störung
Der Hirnstoffwechsel ist an den extremen Stimmungsschwankungen beteiligt, was für sämtliche Gefühlslagen und Handlungen gilt. Patient und Therapeut bleiben in der Pflicht, über soziale und individuelle Ressourcen sowie über komplexe Hintergründe nachzudenken. Die Medikation ist ohnehin kompliziert genug. Die Antidepressiva wirken nicht sofort und auch nicht immer. Zudem erhöhen sie befristet das Risiko einer Suizidalität. Phasenprophylaktika bewahren mindestens 50 Prozent der Betroffenen nicht vor Rückfällen und die so genannten antimanischen Neuroleptika haben erhebliche Nebenwirkungen, wodurch alle zusammen mit Kooperations- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben. Daher ist es umso wichtiger, dass die Medikation mit einer psychotherapeutischen Gesamtkultur kombiniert und dort integriert wird. Ohne diese Behandlung sind sie, obwohl sie so notwendig sind, kaum zu verantworten. Mit beiden Möglichkeiten zusammen gilt es, sich Schritt für Schritt voranzukämpfen.
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